BurgwedelSport

Punkt verschenkt: Nach 26:27-Niederlage geht Trainer mit Team hart ins Gericht

Die Drittligahandballer der Turnerschaft Großburgwedel (TSG) haben im Auswärtsspiel beim SC Magdeburg II (SCM) einen Punkt leichtfertig verschenkt. Nach 60 intensiven und spannenden Minuten musste in der Hermann-Gieseler-Halle eine extrem bittere 26:27-Niederlage hingenommen werden. Zur Halbzeit hatte die Turnerschaft noch mit 17:13 in Führung gelegen.

Sechs Sekunden vor dem Abpfiff hatte TSG-Spielmacher Sören Kress mit seinem sechsten Treffer den mehr als verdienten 26:26-Ausgleich erzielen können. Doch nur wenige Augenblicke später stand Großburgwedel mit leeren Händen da. Was war passiert? Unmittelbar nach dem Ausgleich hatte der SCM eine Auszeit genommen und für die verbleibenden sechs Sekunden Spielzeit einen siebten Feldspieler eingewechselt. Bruno Zimmermann gelang es dann tatsächlich, den Ball noch einmal auf das TSG-Gehäuse abzufeuern und mit dem Schlusspfiff in den gegnerischen Maschen unterzubringen.

Zuvor war es eine über weite Strecken sehr ausgeglichene Partie gewesen, in der die Gäste bis zur 45. Spielminute sogar das Spiel bestimmt hatten. Nach anfänglichem Abtasten und einem 2:2 in der 5. Spielminute, spielte die TSG bis zum Halbzeitpfiff einen Vorsprung heraus. Über 8:5 und 12:8 gingen die Gäste mit einer verdienten 17:13-Führung in die Pause. Auch beim 21:17 in der 41. Spielminute war die Turnerschaft noch deutlich vorn. Nach 48 Minuten waren die Magdeburger Youngsters aber zurück im Spiel und konnten erstmalig ausgleichen.

Dann entwickelte sich ein Krimi, der mit dem Abpfiff seinen Höhepunkt haben sollte. Die Zwischenstände 22:22, 23:23, 24:24 und 25:25 sprechen Bände. Auch der 26:26-Ausgleich sechs Sekunden vor dem Abpfiff war mehr als verdient und wäre ein gerechtes Ergebnis der ausgeglichenen Partie gewesen. Doch wie schon zu oft in den letzten Wochen, versagten bei den jungen Großburgwedeler Spielern mal wieder die Nerven. Auch schon in den sehr engen Spielen gegen die Jungfüchse Berlin (25:25), Anhalt Bernburg (25:25), Flensburg-Handewitt II (25:26) war die TSG in den letzten Spielphasen zu unkonzentriert gewesen und hatte Punkte liegengelassen.

Dementsprechend bedient war auch TSG-Trainer Jürgen Bätjer nach der Partie: "Meine Jungs haben es heute erneut nicht geschafft, bis zum Ende der Begegnung bei der Sache zu sein. Es ist mir unerklärlich, wie wir es in den letzten Sekunden zulassen können, dass der Ball überhaupt noch einmal auf unser Tor geworfen wird. Dass der Treffer nicht regulär ist und nach dem Abpfiff im Tor landet, spielt für mich dabei nur eine untergeordnete Rolle. Das Kampfgericht kommt hier aus der Nähe, Objektivität ist da nicht immer gewährleistet. Darum geht es mir aber nicht. Zuletzt habe ich mich immer wieder schützend vor meine junge Mannschaft gestellt und unsere Punktverluste als Lehrgeld verbucht. Jetzt ist das Maß aber voll. Es kann nicht sein, dass wir allein in diesem Jahr vier Punkte gegen Berlin, Bernburg, Flensburg und Magdeburg leichtfertig verschenken, weil wir in den letzten Sekunden nicht mehr bei der Sache sind und Gegentreffer zulassen oder den Siegtreffer kläglich vergeben. Das darf durchaus ein bis zweimal vorkommen, aber keineswegs in der Häufigkeit wie bei uns. Für mich ist das ein klares Indiz dafür, dass die Jungs nicht mit der richtigen Einstellung bei der Sache sind. So fahrlässig gehe ich mit diesen Situationen nur um, wenn der Wille nicht stimmt. Dabei habe ich mir in den letzten Wochen immer wieder den Mund fusselig geredet und auf die Wichtigkeit der letzten Spiele hingewiesen. Für einen kleinen Verein wie die TSG mit bescheidenen Verhältnissen ist das Abschneiden zum Ende der Saison auch für die Suche nach neuen Sponsoren sehr wichtig. Da macht es schon einen Unterschied, ob ich im grauen Mittelfeld der Tabelle versinke oder die Saison vielleicht auch mal ein paar Plätze höher abschließe. Anscheinend ist einigen meiner Spieler das gute Abschneiden in den Monaten Oktober und November mit dem zwischenzeitlichen Tabellenplatz 3 zu Kopf gestiegen."

In der Tat übersteigen die Aussetzer der Turnerschaft das normale Maß innerhalb einer Spielzeit inzwischen erheblich. Seit September 2015 wurden mehr enge Spiele verloren als gewonnen und auch bei den drei Unentschieden dieser Saison wäre zumindest in zwei Spielen ein Sieg möglich gewesen. Handballspiele in der 3. Liga werden nicht nur mit Spielstärke, Kampf und Einsatz gewonnen, manchmal ist auch eine gehörige Portion Cleverness erforderlich. Diese hat die TSG in den vergangenen Wochen vermissen lassen und bei noch verbleibenden vier Spielen muss schon ein kleines Wunder her, wenn das mit Tabellenplatz 6 ausgegebene Saisonziel noch erreicht werden soll. Aktuell steht die TSG auf Rang 9 und könnte vier verschenkte Punkte sehr gut gebrauchen.

Jetzt wird es in den Begegnungen gegen Dessau-Rosslau, Oranienburg, Altenholz und Potsdam darum gehen, zumindest diese Platzierung zu verteidigen. Aktuell würde Platz 9 der TSG einen Startplatz im Pokalwettbewerb des Deutschen Handballbundes bescheren. Sollte auch diese Chance in den letzten vier Spielen noch vergeben werden, würde die Saison sicherlich als verkorkst in die Geschichtsbücher eingehen. Noch hat die Turnerschaft vier Spiele Zeit, zu zeigen, was in ihr steckt und Fans und Verantwortlichen auf der Ramhorst mit einem guten Saisonabschluss zu versöhnen.

TSG: Patrick Anders, Markus Hammerschmidt, Jan Schenkel – Lennart Carstens (2), Sören Kress (6/3), Jannis Wilken (3), Christian Hoff (1), Chris Meiser (4), Nils Wilken (2), Erik Gülzow (6), Kay Behnke (1) und Steffen Dunekacke (1).

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