Großburgwedel verlangt Dessau-Rosslau alles ab
Von Anfang an entwickelte sich eine hochemotionale und extrem intensive Partie. Gleich nach dem Anpfiff waren beide Mannschaften voll da und mit maximalem Einsatz bei der Sache. Auch die Kulisse stimmte. 400 Zuschauer, viele davon aus Dessau und Rosslau, verwandelten die Sporthalle Auf der Ramhorst in einen Hexenkessel. Das Schiedsrichtergespann Kroll/Pilke hatte alle Hände voll zu tun, die Partie unter Kontrolle zu bekommen.
Die TSG legte vor, Erik Gülzow eröffnete den Torreigen zum 1:0. Das verletzungsbedingte Fehlen von Niklas Ihmann, Lennart Koch, Finn Liedtke und Maurice Herbold war bei der TSG nicht zu bemerken. Der Einsatz stimmte und die körperlich unterlegenen Gastgeber stemmten sich mit aller Macht gegen den Tabellenführer. 3:3 war der Zwischenstand nach neun Minuten und bereits kurze Zeit danach hatten die beiden Unparteiischen gegen beide Teams jeweils drei Verwarnungen ausgesprochen. Die Partie blieb hart aber fair und sehr intensiv. Über 4:4 und 5:5 stand es nach 19 Spielminuten 6:6. Großburgwedel erlaubte sich den Luxus, in Halbzeit 1 drei Siebenmeter nicht im DRHV-Tor unterzubringen. Gästetorhüter Phil Döhler war hervorragend aufgelegt, aber auch TSG-Keeper Patrick Anders stand ihm in nichts nach. Auch als Abwehrchef Lennart Carstens verletzungsbedingt ausscheiden musste, gab es keinen Bruch im Spiel der Turnerschaft. Beide Teams kämpften um jeden Ball und gaben keinen Zentimeter her. Die Serie an Unentschieden ging weiter. Nach dem 7:7 folgte das 8:8 und auch das 9:9. Der DRHV zeigte sich in der Folge ein wenig überrascht und verunsichert, vielleicht hatten die Gäste nicht mit derart viel Gegenwehr gerechnet. Die letzten Minuten vor dem Wechsel gehörten dann den Gastgebern. Großburgwedel spielte frech und nutzte die sich bietenden Einwurfmöglichkeiten eiskalt. Dessau-Rosslau haderte mit einigen Schiedsrichterentscheidungen, auf der Bank und am Zeitnehmertisch wurde es hektisch. Drei Tore in Folge brachten der TSG eine verdiente 12:9-Pausenführung.
Auch nach dem Seitenwechsel ging die Partie mit dem Volldampf weiter, mit dem sie kurz zuvor unterbrochen worden war. Kay Behnke brachte seine Farben schnell mit 13:9 nach vorn. DRHV-Spieler Florian Pfeiffer war jedoch zur Stelle und sorgte mit einem Hattrick für den 12:13-Anschluss. Der Tabellenführer schien in der Halbzeit von Trainer Uwe Junganderes deutliche Worte gehört zu haben, in Sachen Einsatz und Wille war der DRHV jetzt noch präsenter. Doch Großburgwedel hielt dagegen. Erik Gülzow, Sören Kress, Nils Wilken und Chris Meiser waren die auffälligsten Spieler der TSG. Gülzow sorgte für die 14:13-Führung und Kay Behnke für das 15:14. In der 40. Spielminute lagen die Gastgeber noch mit 16:15 vorn. Doch nun folgten ganz starke Minuten des DRHV. Während sich bei der Turnerschaft technische Fehler und Fehlwürfe häuften, war der Tabellenführer jetzt hochkonzentriert bei der Sache. Im Stile einer Spitzenmannschaft legte Dessau-Rosslau noch eine Schippe drauf und setzte mit einigen Tempogegenstößen die entscheidenden Treffer. Binnen zehn Minuten wurde ein Vorsprung herausgeworfen und auf sechs Tore ausgebaut (23:17). In der 51. Minute gab es dann den unschönen Höhepunkt einer ansonsten harten aber fairen Partie. DRHV-Akteur Daniel Schmidt stieg sehr rustikal gegen Sören Kress ein und wurde mit der roten Karte disqualifiziert. Der Tabellenführer ließ sich davon jedoch nicht schocken und nichts mehr anbrennen. Fünf Minuten vor dem Ende war das Spiel entschieden, Dessau-Rosslau führte 27:21. Beide Teams kamen zu weiteren Torerfolgen, die Gäste aus Sachsen-Anhalt konnten beim Schlusspfiff einen verdienten 29:23-Erfolg bejubeln. Der DRHV kann damit zu 99% für die 2. Bundesliga planen. Großburgwedel hat sich gegen das Spitzenteam sehr gut verkauft und über weite Strecken mitgehalten.
TSG-Trainer Jürgen Bätjer war somit auch durchaus zufrieden: "Glückwunsch an den DRHV, der Sieg war verdient, die Mannschaft gehört in die 2. Liga. Aber auch wir müssen nicht traurig sein, wir haben uns gut verkauft, Werbung in eigener Sache gemacht und unsere Haut sehr teuer zu Markte getragen. Das Spiel war Handball pur, sehr intensiv und knallhart. Die Gäste legen schon eine unglaubliche Robustheit an den Tag, wir haben aber im Rahmen unserer Möglichkeiten dagegengehalten. Kompliment an Chris Meiser und Erik Gülzow, die Jungs haben heute bei uns herausgeragt. Auch Nils Wilken will ich hier erwähnen. Wir waren 50 Minuten auf Augenhöhe und haben uns auch durch den Ausfall von Lennart Carstens nicht schocken lassen. Die zehn Minuten zwischen der 40. und 50. Spielminute haben dann den Unterschied gemacht. Da hatten wir zu viele Aussetzer. Wir hatten eine sehr intensive Trainingswoche und sind heute an unser Limit gegangen. Meine Jungs hatten sichtlich Spaß, vor dieser tollen Kulisse ihr Bestes zu geben. Die guten 50 Minuten müssen unser Maßstab sein, wir werden in den letzten drei Spielen nur dann erfolgreich sein, wenn wir an unser Limit gehen. Von Kay Behnke erwarte ich allerdings deutlich mehr, als er heute gezeigt hat."
TS Großburgwedel: Patrick Anders (1. – 30. Minute), Markus Hammerschmidt (30. – 60.), Jan Schenkel (n.e.) – Lennart Carstens, Sören Kress (4/1), Jannis Wilken, Christian Hoff, Chris Meiser (3), Nils Wilken (5), Erik Gülzow (8), Kay Behnke (3), Steffen Dunekacke und Justin Magnus Behr.