Es war kein guter Handballsport, den beide Teams den Zuschauern in der Sporthalle Auf der Ramhorst präsentierten. Der Umstand, unbedingt zu punkten, war für beide Teams erheblich. Kirchzell war als punktloser Tabellenletzter nach Burgwedel gereist, von dem Gastgeber wurde gegen das Schlusslicht der 3. Liga Ost ein Sieg erwartet. Bis zum 3:3 nach zehn Minuten verlief die Partie sehr ausgeglichen, auf beiden Seiten gab es technische Fehler und auch schlechte Torabschlüsse. Dann legten die Gastgeber jedoch einen Zahn zu. Die HSG bekam Oberwasser und übernahm die Kontrolle über die Begegnung. Ein 6:0-Lauf innerhalb von neun Minuten sorgte für eine beruhigende 9:5-Führung der Gastgeber. Niklas Ihmann und Sören Kress zeichneten sich in dieser Phase mit Spielübersicht und Torgefahr aus. Auch HSG-Torhüter Patrick Anders agierte souverän. Plötzlich wurde die HSG jedoch fahrlässig und ließ in der Konzentration nach. Vermutlich war man sich schon jetzt viel zu sicher, die Partie leicht gewinnen zu können. Die sichere Führung und die Spielkontrolle kam den Gastgebern abhanden und Kirchzell war zur Stelle. Tor um Tor holten die Bayern auf und die Burgwedeler hatten Ladehemmungen. Der HSG gelang in den letzten neun Minuten vor der Halbzeit kein einziger Treffer mehr und Kirchzell ging mit einer verdienten 11:9-Führung in die Pause.
Nach dem Wechsel brachte Trainer Jürgen Bätjer den 19-jährigen Sven Mevissen im HSG-Kasten und der 2,17 Meter große Torwarthüne konnte sich gleich mit einer Reihe von Paraden auszeichnen. Das gab seinem Team Sicherheit und nach dem Ausgleich zum 11:11 ging Burgwedel bis zur 40. Spielminute mit 14:12 in Führung. Viele HSGB-Angriffe konnten jetzt nur noch regelwidrig gestoppt werden und die fälligen Strafwürfe verwandelte Maurice Herbold sicher. Sein Team war auch beim 16:14 nach 45 Minuten vorn. Nachdem bei den Gästen Spielertrainer Andreas Kunz kurz nach der Pause die dritte Zeitstrafe bekommen hatte, musste auch Max Gläser nach einer Dreiviertelstunde wegen überharten Einsteigens auf die Tribüne. Die Gäste ließen sich von dieser Schwächung jedoch nicht vom Weg abbringen und immer wieder war es Felix Spross, der erfolgreich einnetzten konnte. Gegen ihn fand die HSG Burgwedel nicht das richtige Mittel und der Kirchzeller Goalgetter konnte 14 Feldtore und drei Siebenmeter in den Burgwedeler Maschen unterbringen. Die letzten zehn Spielminuten entwickelten sich dann zu einem echten Thriller.
Die Gäste legten jeweils mit einem Tor vor und die Gastgeber hatten immer die richtige Antwort parat. Die Zwischenstände von 17:17, 18:18, 19:19, 20:20, 21:21, 22:22 und 23:23 machen deutlich, dass die Partie nichts für schwache Nerven war. Inzwischen spielte die HSG nur noch gegen Felix Spross, der in der letzten Viertelstunde alle Treffer für den TVK erzielte. 140 Sekunden vor dem Ende ging die HSG erstmalig wieder in Führung. Maurice Herbold brachte einen Strafwurf zum 24:23 sichern im gegnerischen Tor unter. Dann wurde Felix Spross mit einer Zeitstrafe auf die Strafbank geschickt und auch eine letzte Auszeit half dem TV Kirchzell nicht mehr. Die letzten Angriffsbemühungen der Gäste blieben an HSG Torhüter Patrick Anders, der zum Ende wieder Sven Mevissen abgelöst hatte, und in der dichtgestaffelten Burgwedeler Abwehr hängen. Dann war das Spiel aus, die Burgwedeler lagen sich nach einem hart erkämpften Heimsieg jubelnd in den Armen.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass die HSG Burgwedel auch mit einer durchwachsenen Leistung und trotz aller Verletzungsprobleme erfolgreich sein kann. Trainer Jürgen Bätjer analysierte Saisonsieg Nummer 3 wie folgt: "Der Sieg gegen Kirchzell, gegen die alle einen Erfolg erwartet haben, ist uns schwerer gefallen, als mir lieb war. Untern Strich zählen aber nur zwei Punkte, die wir uns heute hart erkämpfen mussten. Wie schon zuletzt hatten wir auch heute wieder Schwächephasen, die nichts mit Einsatz und Wille zu tun haben. Wir waren in einigen Phasen nicht zu 100 Prozent bei der Sache und konzentriert genug. Wenn es mal schlecht läuft, müssen wir den Ball verstecken, das Spiel verlangsamen, auch mal ein Zeitspiel provozieren und nicht bedingungslos Attacke spielen. Im Gegensatz zu den letzten Spielen konnten wir uns heute aber selbst wieder aus dem Sumpf herausziehen und haben bis zum Schluss gefightet. Das war gut und gibt mir Hoffnung für die nächsten Spiele. Ansonsten müssen wir weiter an unserer mentalen Stärke arbeiten. Handballerisch und in Sachen Fitness sind wir auf einem guten Niveau, vom Kopf her müssen wir noch besser werden. Den verletzten Chris Meiser hätten wir heute gut gebrauchen können, er ist für die Mannschaft in vielerlei Hinsicht sehr wichtig. Sven Mevissen war heute nach der Pause gut drauf. Er hatte tolle Szenen und hat uns ins Spiel zurückgebracht. Für einen Neunzehnjährigen war das schon sehr ordentlich, wenn er weiterhin viel an sich arbeitet, ist da noch mehr möglich. Am Freitag kommt Burgdorf zum Derby. Das wird ein ganz anderes Spiel, ich freu mich drauf."
HSG Burgwedel: Patrick Anders, Sven Mevissen – Sören Kress (6), Christian Hoff (2), Nils Wilken (1), Erik Gülzow (1), Niklas Ihmann (3), Maurice Herbold (8/6), Kay Behnke, Jannis Wilken (1), Steffen Dunekacke (2), Justin Magus Behr und Tim Zechel.