Vortrag in der Gedenkstätte Ahlem

Der staatlich organisierte Diebstahl und die Rückerstattung jüdischen Eigentums in Form von Entschädigungs- und Wiedergutmachungszahlungen ist ein Kapitel deutscher Geschichte, das sich bis in die Gegenwart fortsetzt. Auf Einladung der Gedenkstätte Ahlem spricht der Historiker Dr. Anton Weise am Sonntag, 26. März 2017, 14 Uhr, über "Raub und Restitution jüdischen Eigentums in der Region Hannover" und zeigt die Hintergründe und Zusammenhänge der Enteignungspolitik des NS-Regimes auf. Der Eintritt zu diesem Vortrag ist frei.

Der Raub jüdischen Eigentums durch das Deutsche Reich begann spätestens mit dem Steueranpassungsgesetz vom Oktober 1934. Er radikalisierte sich in den folgenden Jahren parallel zur Diskriminierung, Verfolgung und Vernichtung der deutschen und europäischen Juden. Mit der Enteignung der ins Ausland flüchtenden Juden und der Judenvermögensabgabe ging das NS-Regime immer stärker zum offenen Raub jüdischen Eigentums über. Ab 1941 wurden dann auch die Juden beraubt, die in den Osten des NS-Machtbereiches deportiert wurden und die dort der Tod erwartete. Die Verwertung der Vermögen wurde so radikal organisiert, dass sich die Rückerstattung schwierig gestaltete.

Die Vermögen dieser NS-Opfer wurden von der Finanzverwaltung zu Gunsten des Reichshaushaltes verwertet und dienten so der Finanzierung des NS-Regimes. In Hannover waren dafür insbesondere der Oberfinanzpräsident und das Finanzamt Hannover-Waterlooplatz zuständig. Auch wenn es bis zum Ende des NS-Regimes keine vollständige, pauschale Enteignung aller deutschen Juden gab, war deren Beraubung doch umfassend und die Verwertung der Vermögen so radikal durchgeführt worden, dass sich die Restitution sehr schwierig gestaltete.

Dr. des. Anton Weise ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Leibniz Universität Hannover im Bereich der neueren und neuesten Regionalgeschichte. Im Jahr 2015 promovierte er mit "Nach dem Raub. Die Vermögensverwertungsstelle beim OFP Hannover 1941-1950".