Karl Jakob Hirsch: "Kaiserwetter"
Karl Jakob Hirsch zeichnet in seinem Roman ein differenziertes hannöversches Sozialpanorama vom standesbewussten Gerichtspräsidenten bis zum betrügerischen Handelsvertreter, vom melancholischen Grundstücksmakler bis zum abgeschobenen Altersheim-Insassen. Dabei zeigt er ein detailgenaues Bild der Stadt vom Clevertor bis nach Hainholz, vom Kirchröder Turm bis zum Misburger Damm, von Mußmanns vornehmer "Frühstücksstube" am Hauptbahnhof bis zur "Schwulen Guste" in der Neuen Straße, von Ahrbergs Bockwürstchen bis zu den Schuhen von "Tack".
Der Roman "Kaiserwetter" war das erzählerische Debut von Karl Jakob Hirsch und sollte zugleich das letzte Werk bleiben, das er unter seinem Namen veröffentlichen konnte. 1934 floh Karl Jakob Hirsch über die Schweiz nach New York, überlebte das Exil in bitterster Armut. 1948 kehrte er nach Deutschland zurück, doch für sein Schicksal und seinen Roman interessierte sich niemand mehr.
Wolfgang Raupach ist Pastor im Ruhestand und Mitglied im Gemeinsamen Ausschuss "Kirsche und Judentum" der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Union Evangelischer Kirchen in der EKD und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands.