Grundschüler in Wettmar begaben sich auf eine Reise ins Märchenland
Jana Raile, eine Erzählkünstlerin, zeigte den Kindern den Weg dorthin. Der war ganz schön beschwerlich. Sie mussten weit laufen, hüpfen, springen, schwimmen…und auch erst einmal den Schlüssel für das große Tor finden, das ins Märchenland führt. Den hat nämlich jeder woanders versteckt. Manch einer hat seinen Schlüssel unter dem Schuh, ein anderes Kind findet ihn hinter dem Ohr oder auch im Ohr. Manch einer holt ihn sogar aus der Nase hervor. So hat jedes Kind sein eigenes Geheimversteck. Doch als alle ihren Schlüssel gefunden hatten, konnten sie gemeinsam das große Tor aufschließen. Das Schloss öffnete sich und nun wollten alle gemeinsam endlich das Märchenland betreten. Doch das Tor ging nicht auf, obwohl das Schloss geöffnet war. Zunächst mussten noch drei Rätsel gelöst werden. Aber das war für die Zweit- und Drittklässler gar kein Problem. Dann endlich öffnete sich das Tor ins ganz weit und der Weg ins Märchenland stand ihnen offen.
Jana Raile hatte auch noch eine Märchenkugel mitgebracht. In dieser Märchenkugel befinden sich alle Märchen, die schon erzählt wurden und die noch erzählt werden. Bevor sie ein Märchen aus der Kugel herausfischte, um es den Kindern zu erzählen, zündete sie noch ein Märchenlicht an, das den Kindern leuchten sollte, wenn es vielleicht an der einen oder anderen Stelle zu gruselig werden sollte.
Dann erzählte sie von einem Königssohn, der um die Tochter einer alten Königin, die Zauberin war, freien wollte. Auf seiner Reise zum Schloss traf er sechs Männer, die er in seinen Dienst nahm. Einen extrem Dicken, einen extrem Langen, einen Horcher, einen, der alles durchschaut, einen mit verbundenen Augen, dessen Blick alles sprengt und einen, der es "mitten im Eis vor Hitze und mitten im Feuer vor Kälte" nicht aushalten kann. Welche Aufgaben er zu erfüllen hatte, wie diese sechs Diener dem Königssohn dabei halfen und warum die Prinzessin vor der Hochzeit auch noch Schweine hüten musste, das alles erfährt man in dem Märchen der Brüder Grimm "Die sechs Diener".
Die Kinder hörten gebannt zu, staunten und fieberten gespannt mit. Das Märchen und vor allem die Erzählkunst von Jana Raile gefiel ihnen richtig gut, so dass es am Ende tosenden Applaus für die Erzählerin gab.
Jana Raile organisiert seit 1992 Erzählfestivals. Sie hat die künstlerische Leitung des "Festivals der Erzählkunst" und wirkt als Erzählerin mit Leib und Seele. Erzählen ist für sie ein innerer Dialog mit dem Publikum. Sie bleibt den traditionellen Geschichten treu, befreit sie gleichzeitig aus ihrem verstaubten Image und offenbart gelebte Weisheit und erlebte Wahrheit im Spiegel unserer Zeit. Ausdrucksstark und variantenreich führt sie ihr Publikum in fantastische Welten und bietet Kurzurlaub für Seele und Geist.