Polizeiliche Kriminalstatistik 2017: Weniger Straftaten, Opfer und Einbrüche
Pistorius: "Als Innenminister verlasse ich mich bei der Beurteilung der Kriminalität nicht nur auf die PKS, die die bekannt gewordenen Straftaten abbildet, also das Hellfeld. Als Ergänzung führen wir bereits seit 2013 alle zwei Jahre eine Dunkelfeldstudie durch, bei der rund 40.000 Bürgerinnen und Bürger zu ihren persönlichen Erfahrungen im Kontext von Kriminalität befragt werden. Dadurch gewinnen wir wichtige Erkenntnisse, die uns ansonsten verborgen bleiben, insbesondere zum Sicherheitsempfinden. Die Studie trägt maßgeblich dazu bei, die Qualität der polizeilichen Präventionsarbeit und der Konzepte zur Bekämpfung der Kriminalität zu verbessern."
Starker Rückgang der Fallzahlen, hohe Aufklärungsquote
Starker Rückgang bei den Wohnungseinbrüchen
Kriminalitätsbelastung sinkt deutlich, Rückgang der Opferzahlen
Pistorius: "Das Risiko der Bürgerinnen und Bürger, Opfer einer Straftat zu werden, ist in Niedersachsen so gering wie seit über 35 Jahren nicht mehr. Die Zahl der Menschen, die Opfer einer Straftat wurden, ist um 4.500 Fälle gesunken, sie liegt mit 97.211 wieder deutlich unter 100.000. Das ist ein Ergebnis, das mich sehr freut."
Kriminalität im Kontext der Flüchtlingsbewegung
Zahl der minderjährigen Tatverdächtigen gestiegen
Wie in den vergangenen Jahren liegen die Schwerpunkte der Kinder- und Jugenddelinquenz mit 9.689 minderjährigen Tatverdächtigen im Bereich der Diebstahlsdelikte, gefolgt von Rohheitsdelikten (zum Beispiel Körperverletzung) mit 7.327 minderjährigen Tatverdächtigen.
Dunkelfeldstudie
LKA-Präsident Uwe Kolmey: "Die subjektiv empfundene Sicherheit in Bezug auf die Wohnung und die nähere Umgebung befindet sich auf einem hohen Niveau. Jedoch ist gleichzeitig der Anteil der Menschen mit einem geringen Sicherheitsgefühl von 2015 auf 2017 gestiegen (von 9,1 Prozent auf 12,3 Prozent). Obwohl sich die Kriminalitätsbelastung objektiv deutlich verringert hat, fühlen sich die Menschen in Niedersachsen aktuell etwas unsicherer in Bezug auf ihre nähere Umgebung als noch 2015. Wie schon in den Vorjahren fallen besonders jüngere Frauen durch hohe Unsicherheitswerte auf."
Auch die Betroffenheit durch Kriminalität weist im Vergleich zu den ersten beiden Erhebungszeitpunkten insgesamt einen leichten Anstieg auf. Der Anteil der Befragten, die angaben Opfer irgendeiner Straftat geworden zu sein, stieg von ca. 29 Prozent im Jahr 2014 auf rund 32 Prozent im Jahr 2016. An der Belastung hinsichtlich der Art der Viktimisierung hat sich hingegen wenig verändert: Schwere Delikte wie Raub, Körperverletzungen oder Sexualdelikte werden relativ selten berichtet. Delikte, die das Eigentum betreffen (Diebstahl oder Sachbeschädigung), Betrug, Drohungen oder computerbezogene Kriminalität sind dagegen deutlich weiter verbreitet.
Die Anzeigequoten sind im zurückliegenden Untersuchungszeitraum überwiegend gestiegen: Computerbezogene Kriminalität, nahezu alle Arten von Körperverletzungsdelikten, Sachbeschädigungen, Bedrohungen und Raubdelikte wurden häufiger angezeigt. Betrugsdelikte und Sexualdelikte wurden seltener angezeigt, diese Rückgänge sind jedoch nicht signifikant.
Die Polizei wird von den Befragten auch in der diesjährigen Untersuchung mehrheitlich als rechtstaatlich handelnde Institution wahrgenommen. Von 2013 auf 2015 gab es bei dieser Wahrnehmung Verschlechterungen, von 2015 auf 2017 hat sich dieses allgemeine Vertrauen in die Polizei wieder signifikant verbessert.
Das Fazit von Minister Pistorius: "Die Entwicklung der Kriminalität ist in vielen Bereichen deutlich gesunken. Besonders erfreulich ist, dass sich die Zahl der Straftaten deutlich und damit auch die Belastung der niedersächsischen Bürgerinnen und Bürger durch Kriminalität erheblich verringert haben. Gleichzeitig ist jedoch das Sicherheitsgefühl – wenn auch nur geringfügig – gesunken. Diesen Aspekt werden wir noch genauer prüfen. Gleiches gilt für die Ursachen der gestiegenen Zahlen der Straftaten von minderjährigen Tatverdächtigen. Sehr positiv ist der deutliche Rückgang bei den Wohnungseinbrüchen. Diese Entwicklung ist aus meiner Sicht ein deutlicher Indikator für die gute Arbeit der Polizei, die in ihrem Bestreben, Einbrüche zu verhindern und begangene Straftaten mit großem Nachdruck aufzuklären, nicht nachlässt. Sie sorgt dafür, dass die Bürgerinnen und Bürger in Niedersachsen sicher leben können. Daher ist es für mich nur folgerichtig, dass sie das Vertrauen der überwiegenden Mehrheit der Menschen genießt. Dafür gebührt ihr meine volle Anerkennung."