Großburgwedels Ortsbrandmeister macht seinem Unmut über die Politik Luft
Deutliche Worte hat Großburgwedels Ortsbrandmeister Carsten Rüdiger am gestrigen Freitag, 18. Januar 2019, während der Jahreshauptversammlung an die lokale Politik Burgwedels gerichtet. Es sei für ihn nicht nachvollziehbar, warum die politischen Vertreter mit Mehrheit die Beschaffung einer Drehleiter in Burgwedel abgelehnt hätten. „Ich finde es unglaublich, dass hier Tatsachen verdreht werden“, so der Ortsbrandmeister in seinem Jahresbericht.
In einer emotionalen und leidenschaftlichen Rede, Ortsbrandmeister Carsten Rüdiger hielt diese frei inmitten "seiner" Einsatzkräfte, erinnerte er sich mit einer Präsentation an das vergangene Jahr, als er im Urlaub weilte und im Feuerschutzausschuss eine wegweisende Entscheidung getroffen wurde: Die Drehleiter, die das Stadtkommando forderte, wurde in diesem abgelehnt.
Hierbei versuchte der Ortsbrandmeister die Argumente, die gegen die Anschaffung aufgeführt worden waren, zu beleuchten. "Es bestehe keine Notwendigkeit für eine Drehleiter", gab er wieder und zudem sei "seit 30 bis 40 Jahren keine Veränderungen in der Bebauung im Stadtgebiet" zu erkennen. Gründe, die er nicht nachvollziehen könne.
"Ich ereifere mich nicht darüber, das wir keine Drehleiter bekommen, ich ereifere mich darüber, was die Politik macht", so Rüdiger. Dass hierbei noch Burgwedel mit Hoya oder Uetze verglichen worden war, stieß ihm besonders auf. So sei die Samtgemeinde Hoya mit rund 3500 Einwohnern nicht vergleichbar und der Gebäudebestand in Uetze nicht mit den Gebäuden in Großburgwedel vergleichbar. Er habe vor der Jahreshauptversammlung noch mit Uetzes Ortsrandmeister Christian Krüger telefoniert: "Er konnte nicht aufhören zu lachen", gab der Ortsbrandmeister das Gespräch wieder.
"Die Verwaltung ist bereit, eine Drehleiter anzuschaffen, die Politik aber nicht", betonte er. Die Mehrheit der Gruppe CDU/FDP hatte dagegen gestimmt. "Zumal ich im Wahlkampf einen Flyer in der Hand gehabt hatte, der damit geworben hatte ‚Die FDP macht sich stark für eine Drehleiter‘ und dieselben stimmen nun dagegen", ärgerte er sich. "Danke sehr, liebe FDP", schob er nach. Dabei seien diese bei der Entscheidung "das Zünglein an der Waage gewesen". Er habe einzelne Politiker auf das Ablehnung angesprochen und als Antwort immer bekommen, dass sie fraktionsgebunden gestimmt hätten. "Es geht nur um Politik, nicht um die Sicherheit", erzürnte er sich. Tobenden Applaus erhielt der Ortsbrandmeister für seine offenen Worte von der Versammlung.
Auch Stadtbrandmeister Ingo Motl ging in seinen Grußworten noch einmal auf das Thema ein: "Viele fahren auch im Winter mit Sommerreifen. Da sollte man sich schon überlegen, was man da tut", verglich er die Risiken. Eine Drehleiter sei in Burgwedel nicht unter 17 Minuten vor Ort und die Stadt Burgwedel sei hierbei auf die Hilfe anderer Kommunen angewiesen. "Ich mich ausdrücklich bedanken, dass uns andere Feuerwehrkräfte aus anderen Kommunen ohne wenn und aber unterstützen. Doch zeitgemäß gehört in Burgwedel eine Drehleiter dazu", erklärte der Stadtbrandmeister.
Das Stadtkommando, dem die gewählten Führungskräfte aller sieben Ortschaften angehören, habe sich für die Anschaffung einer Drehleiter ausgesprochen. "Dann frage ich mich schon, wenn die Meinungsbildung stattfindet außerhalb des Stadtkommandos, ja dann frage ich mich: Warum leisten wir uns eigentlich ein Stadtkommando? Und: Es hat auch etwas mit Respekt zu tun. Die Führungskräfte sind immer dann gern gesehen, wenn es heiß wird oder wenn um Hilfe gerufen wird, dann dürfen sie Einsätze leiten und sie werden auch in vielen Dingen gefragt, aber dann muss man auch die Expertise, die diese Leute haben, zur Kenntnis nehmen und das auch so akzeptieren", führte er aus und erhielt auch für seine Worte lauten Applaus der Anwesenden.
"Wenn es um Geld gegangen wäre, dann hätte ich es ja noch verstanden. Aber hier habe ich noch Hoffnung. Ich kann nur hoffen, dass man irgendwann dann doch die Notwendigkeit einer Drehleiter erkennt, denn sie dient nicht nur zum Schutz und Sicherheit der Bevölkerung sondern auch zum Eigenschutz von uns, von Euch, die ihr in die Gebäude reingehen werden."
Es war ein Thema, dass die Versammlung noch lange nach Sitzungsende beschäftigte.
Obligatorisch hatte Ortsbrandmeister Carsten Rüdiger einen Rückblick auf 2018 geworfen. 15079 Stunden erbrachte die Ortsfeuerwehr im vergangenen Jahr, davon 1315 Einsatzstunden. Zu 93 Einsätzen wurde die Ortsfeuerwehr im vergangenen Jahr gerufen, die sich in zehn Entstehungsbrände, 26 Kleinbrände, vier Mittelbrände, zwei nachbarschaftliche Löschhilfen, drei Brandsicherheitswachen, einen Fehlalarm und 48 technische Hilfeleistungen aufgliederten. Bedingt durch Baustellen auf der Autobahn lag der Schwerpunkt der technischen Hilfeleistungen auf der Autobahn. Acht schwere Verkehrsunfälle, bei denen sieben eingeklemmte Personen in Lkw´s eingeklemmt waren, beschäftigten die Einsatzkräfte. "Und auch wenn ich als Ortsbrandmeister nicht immer dabei war, so war es immer eine top Arbeit und top Einsatz der Führungskräfte. Das zeigt die hohe Kompetenz unserer Feuerwehr", so der Ortsbrandmeister.
Die Ortsfeuerwehr zählte zum Stichtag 31. Dezember 2018 insgesamt 572 Mitglieder, die sich in 73 Aktive, 31 im feuerwehrmusikzug, 25 Jugendfeuerwehrmitglieder, 19 Alterskameraden und 424 Freunde der Wehr unterteilten.
Sechs aktiven Mitgliedern konnte er während der Jahreshauptversammlung ihren ersten Dienstgrad in der Feuerwehr verleihen: Sophie Wöhler, Enja Languth, Florian John, Fabian Eggert, Jan Voltmar und Sven Wimmer erhielten ihre Schulterklappen, die sie nun als Feuerwehrfrau beziehungsweise -mann auszeichnen. Weitere sechs Mitglieder wurden zur Oberfeuerwehrfrau beziehungswiese -mann ernannt: Rainer Siems, Marian Jegust, Martin Schaper, Franziska Saal, Niclas Gisa, Eddy Dorendorf, Frederic Jung und Holger Raddatz. Zum Hauptfeuerwehrmann wurde Roy Diers und zum 1. Hauptfeuerwehrmann Thomas Klinge ernannt. Der Stadtbrandmeister ernannte zudem Michael Busch zum Oberlöschmeister und Jörn Neber zum Brandmeister. Letzterer wurde zudem wie auch Karsten Muth für ihre 25-jährige aktive Mitgliedschaft in der Feuerwehr ausgezeichnet. Für 40-jährige Mitgliedschaft in der Feuerwehr wurde Erich Gerberding ausgezeichnet, die Ehrennadel in Bronze des Landesfeuerwehrverbandes erhielt Peter Dudeck. Die Auszeichnung "Feuerwehrmann des Jahres" ging an Ralf Rothausen.
Auszeichnungen erhielten zudem Ottokar Wöhler und August Gerns, die die Feuerwehr seit 50 Jahren unterstützen. Für 25 Jahre Freund der Wehr wurden Meinholf Helling und Bernhard Jelinski geehrt.
Burgwedels Bürgermeister Axel Düker erinnerte sich an die Einsatzberichte der Ortsfeuerwehr, die von einer Katze, die sich der Rettung durch Flucht entzog, bis hin zum schweren Verkehrsunfall auf der A7 reichten: "Es gebührt meinen allerhöchsten Respekt, mit dieser Belastung umzugehen", unterstrich der Burgwedels Bürgermeister. Er freue sich zudem, dass neue Kameradinnen und Kameraden die Feuerwehr unterstützen. Dank sprach auch Ortsbürgermeister Rolf Fortmüller in seinen Grußworten aus.
Nach sechs Jahren musste am gestrigen Freitag auch ein neuer stellvertretender Ortsbrandmeister gewählt werden: Von 59 abgegebenen Stimmen erhielt der bisherige Amtsinhaber, Tibor Biczók, 58 Stimmen und wurde für weitere sechs Jahre wiedergewählt. Als Gruppenführer der 2. Gruppe des 2. Zugs wurde Peter Jaeckel gewählt. Im Festausschuss sitzt wurde für Peter Dudeck, der neun Jahre im Amt war, Simon Strutzke gewählt. Zudem wählte die Versammlung Theresa Krauthoff aus dem Feuerwehrmusikzug in den Ausschuss, der mit Ehrenmitglied Thomas Krauthoff komplettiert wird.
Ortsbrandmeister Carsten Rüdiger schloss die Versammlung, ehe diese mit der Deutschen Nationalhymne beendet wurde, erneut mit dem Thema Drehleiter und den Worten: "Wir bleiben am Ball". Und auch wenn diese zunächst abgelehnt wurde so bezog er sich auf ein Zitat von Sepp Herberger: "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel."
Die Samtgemeinde Grafschaft Hoya hat 16794 Einwohner und nicht wie von Herrn Carsten Rüdiger behauptet 3500 Einwohner…