Kein Kandidat: Wahl des Ortsbrandmeisters von Oldhorst kann nicht statfinden
Seit fast 30 Jahren, ingesamt fünf Wahlperioden, ist Walter Rockahr Ortsbrandmeister des Burgwedeler Ortsteils Oldhorst. Eine Amtsdauer die seinesgleichen in der Region sucht und dass er sich nicht wieder zu Wahl stellt, ist sicherlich nachzuvollziehen. Doch bei der Wahl seines Amtsfolgers am gestrigen Freitag, 25. Januar 2019, geschah etwas, was ebenso selten ist: Es konnte kein Nachfolger gewählt werden, da sich niemand bereit erklärte, das Amt zu übernehmen.
Durch die Tagesordnung führte der stellvertretende Ortsbrandmeister Andreas Tietgen, der den krankheitsbedingt nicht anwesenden Walter Rockahr vertrat, und alle waren gespannt auf die Wahl des Ortsbrandmeisters, denn schon im Vorfeld war zu hören, dass es keinen Kandidaten gab. Und so konnte der Tagesordnungspunkt schnell verlassen werden, als sich niemand aus der Versammlung als Kandidat aufstellen ließ. Die Wahl war somit nicht durchzuführen.
Auch wenn es nahe liegen würde, dass der stellvertretende Ortsbrandmeister das Amt übernimmt, so sehe er sich selbst nicht als geeigneter Kandidat, da er nicht im Ort wohne. "Selbst als Stellvertreter ist das schon grenzwertig", erklärt er. Das Problem sei vielmehr durch den Ort zu lösen, denn die meisten der Oldhorster Einsatzkräfte leben nicht mehr in Oldhorst, so wie er. Sie seien aber weiterhin in der Ortsfeuerwehr, da sie sich immer noch mit der Oldhorster Wehr verbunden fühlen. Interessante Ausbildungsdienst werden ausgearbeitet, die Dienststunden pro Kopf seien sogar im Vergeich zu anderen Ortsfeuerwehren überdurchschnittlich. Nur der eigene Ort scheine sich für die Feuerwehr nicht mehr zu interessieren, beklagt er.
"Der Ort ist jetzt gefordert", erklärt er. Wie wenig Rückhalt die Feuerwehr im Ort habe, sehe er auch an der Beteiligung der Einwohner an der Versammlung. Von den neun aktiven ortsansässigen Mitgliedern, die stimmberechtigt gewesen waren, fanden nur eine Handvoll den Weg ins Feuerwehrhaus. Und auch von den Einwohnern sind nur wenige gekommen. Sein Umkehrschluss: "Haben die anderen alle kein Interesse an der Feuerwehr?"
Hans-Jürgen Engelke, am selben Abend für seine 60-jährige Mitgliedschaft in der Feuerwehr ausgezeichnet, kennt den Ort noch aus alten Zeiten und berichtete, wie damals alle in der Feuerwehr waren und sich engagierten.
"Es will heute niemand die Verantwortung übernehmen", ärgert sich der stellvertretende Ortsbrandmeister. Dabei seien die Veranstaltungen, die die Ortsfeuerwehr durchführe, immer gerne gesehen, doch engagieren scheint sich auch dem Ort niemand zu wollen. "Osterfeuer, Laternenumzug, Spargelessen und Skatturnier: Das kommt alles nicht von allein", erklärt er.
Wie es nun weitergehe? Eine weitere Versammlung werde zu entsprechender Zeit einberufen, auf der nur ein Tagesordnungspunkt stehen wird: Die Wahl des Ortsbrandmeisters oder der Ortsbrandmeisterin. Dieses muss bis zum 30. Juni geschehen, denn dann läuft die Amtszeit von Walter Rockahr aus.
Im Jahresbericht hatte der stellvertretende Ortsbrandmeister zuvor von den fünf Einsätzen der Ortsfeuerwehr im vergangenen Jahr berichtet. Neben Sturmschäden im Januar war es der schwere Verkehrsunfall zwischen Oldhorst und Schillerslage, bei der eine Frau ums Leben kam, der die Ortsfeuerwehr besonders forderte. Zudem musste eine längere Dieselspur, die ein Bus durch mehrere Orte zog, abgestreut werden.
22 Einsatzkräfte zählt die Ortsfeuerwehr derzeit, zudem besteht sie aus zehn Mitgliedern in der Altersabteilung und 26 Fördermitgliedern. Neben Hans-Jürgen Engelke wurde Matthias Will für seine 25-jährige aktive Mitgliedschaft in der Feuerwehr ausgezeichnet. Einen neuen Dienstgrad erhielten Matthias Will und Andreas Tietgen (beide Erster Hauptfeuerwehrmann) sowie Manuele Tietgen (Oberfeuerwehrfrau).