Auf Zeitreise: Michael Brown besucht Ahlem und erinnert sich
"Michael Brown ist zum wiederholten Mal in Ahlem zu Gast und wir freuen uns sehr, dass er die Gedenkstätte als einen Ort auch seiner persönlichen Erinnerungen besucht", so Stefanie Burmeister, Leiterin der Gedenkstätte Ahlem. "So gelingt es uns, das Bewusstsein für die Geschichte lebendig zu halten und das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus mithilfe von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen immer wieder aufs Neue ins Gedächtnis zu rufen." Diesen Blick teilt auch Michael Brown: "Die Gedenkstätte Ahlem hat mir gezeigt, wie aufrichtig sich die Deutschen an ihre dunkle Vergangenheit erinnern, um ein besseres Land und Vorbild für eine bessere Welt zu werden."
Von Hannover aus wird Michael Brown mit seinem Sohn Conrad, dessen Ehefrau Nicole und deren beiden Töchtern Maddy und Jemima eine besondere Zeitreise antreten, um den Kindertransport von 1939 Revue passieren zu lassen: Mit dem Zug geht es nach Hoek van Holland und von dort mit der Fähre nach Harwich, um dann mit dem Zug nach London zu fahren, Browns heutiger Heimatstadt – er nimmt dabei dieselbe Route per Schiff und auf der Schiene wie damals im August 1939. "Ich kann mich nur noch an wenige Eindrücke von meiner Fahrt vor 80 Jahren erinnern, daher möchte ich die Reise in meine heutige Heimat aufs Neue erleben", berichtet Brown. "Damals habe ich dieses Land als Flüchtling verlassen, heute kann ich den Umstand feiern, dass ich ein freies und tolerantes demokratisches Land verlasse, um in ein anderes zu reisen." Brown sieht darin auch einen Tribut an seine Eltern, die ihre Kinder damals selbstlos völlig fremden Menschen überlassen und sehr darunter gelitten haben, sie für immer zu verlieren. "Meine Gedanken werden immer bei ihnen und dem schrecklichen Schicksal sein, das sie erlitten haben."
Zur Person
Seine vollständigen Erinnerungen sind 2017 unter dem Titel "Es war eine recht unruhige Reise. Von Franz Michael Schlesinger zu Michael Brown" als Sonderedition Band 5 in der Schriftenreihe der Gedenkstätte Ahlem erschienen. Michael Brown, seit Ende der 1940er Jahre britischer Staatsbürger, erinnert sich darin an die traumatischen frühen Jahre, an die Trennung von seinen Eltern. Er berichtet aber auch von der Annäherung an das Leben in einem fremden Land, in dem er in einer fürsorglichen Pflegefamilie aufwuchs. Seine Erzählung reicht bis in die Gegenwart. Nach seiner Pensionierung war Michael Brown 1995 erstmalig eingeladen, in das Land seiner frühen Kindheit zurückzukehren. Weitere Besuche, auch zur Neueröffnung der Gedenkstätte Ahlem im Juli 2014, folgten. Auch daran erinnert sich Michael Brown in diesem Buch.