Daten und Zahlen zum „Tag der Russlanddeutschen“ am 28. August

Seit 1982 wird in Deutschland mit dem Tag der Russlanddeutschen am 28. August an die leidvolle Zwangsumsiedlung von Deutschen erinnert, die 1941 in der Sowjetunion lebten – bis Ende des Jahres wurden 794 000 Deutsche deportiert. Für Deutschland hat das historische Ereignis noch heute als Zuwanderungsgrund eine große Bedeutung. Nach aktuellen Auswertungen der Statistikstellen von Region und Landeshauptstadt Hannover lebten am Stichtag 31. Dezember 2019 49.991 Menschen mit erster Staatsangehörigkeit Deutsch und Migrationshintergrund GUS-Staaten in der Region Hannover. Über die Hälfte besaß eine zweite Staatsangehörigkeit eines GUS-Staates.

Als "Russlanddeutsche" werden die Nachfahren von Siedlerinnen und Siedlern aus dem deutschsprachigen Mitteleuropa bezeichnet, die sich seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in verschiedenen Regionen des Russischen Reiches niedergelassen hatten. In der Region Hannover leben Russlanddeutsche sowohl in der Stadt Hannover als auch im Umland gleich verteilt. In der Landeshauptstadt haben 24.737 ihr Zuhause, von den im Umland lebenden 25.254 Russlanddeutschen haben über 40 Prozent ihren Wohnsitz in den drei Städten Garbsen (4.675 Personen), Laatzen (5.761) und Langenhagen (4.131). Die wenigsten Russlanddeutschen leben in Wennigsen (Deister) (419 Personen), Burgwedel (587) und Uetze (682).

Die Zahl der Russlanddeutschen ist von 2009 bis 2019 leicht gestiegen, wobei die Entwicklung in den Städten und Gemeinden uneinheitlich verlaufen ist. Das Umland hat insgesamt einen Zuwachs von 13,5 Prozent zu verzeichnen, wohingegen die Zahlen der Landeshauptstadt Hannover weitgehend konstant geblieben sind (+2,7 Prozent). Die größten Bevölkerungszuwächse gibt es in Laatzen (+694 Personen) und Ronnenberg (+267) sowie prozentual in Pattensen. In diesen Städten hat sich der Anteil der Russlanddeutschen fast verdoppelt. In Wunstorf (-84 Personen), Lehrte (-53) und Burgwedel (-23) hat die Zahl der Russlanddeutschen hingegen abgenommen.

Fast die Hälfte aller Russlanddeutschen mit Migrationshintergrund weisen das Bezugsland Russische Föderation auf. Die zweitgrößte Personengruppe Russlanddeutscher stammt aus Kasachstan. Eine ähnliche Struktur der Nationalitäten zeigen die Russlanddeutschen bei der zweiten Staatsangehörigkeit. Über zwei Drittel haben die 2. Staatsangehörigkeit russisch oder kasachisch.

Der vollständige Inhalt der "Statistischen Kurzinformationen 12/2020" zum "Tag der Russlanddeutschen" kann im Internet unter www.hannover.de wie auch unter diesem Text eingesehen werden. Die Daten basieren auf der Bevölkerungsstatistik der Region Hannover, die vom Team Steuerungsunterstützung und Statistik für die 20 Städte und Gemeinden im Umland der Region Hannover aufbereitet werden. Für die Landeshauptstadt Hannover erfolgt die Bereitstellung durch deren Statistikstelle.

Historischer Hintergund

Nachdem Deutschland die Sowjetunion im Juni 1941 überfallen hatte, wurden am 28. August 1941 ohne weiteren Anlass viele Hunderttausend Russlanddeutsche rechtlos gestellt, da Stalin befürchtete, sie würden mit Hitler sympathisieren. Binnen kurzer Zeit wurden sie in asiatische Regionen der Sowjetunion deportiert. Die Diskriminierung der Russlanddeutschen wurde offiziell erst 1964 aufgehoben, wobei ihnen eine Rückwanderung weiterhin verwehrt wurde. Seit Kriegsende 1949 werden Russlanddeutsche und ihre Nachkommen in Deutschland aufgenommen. Erst im Rahmen der Ostpolitik konnten in den 1970er und 1980er Jahren über 70.000 Russlanddeutsche nach Deutschland umsiedeln. Nach Fall des "Eisernen Vorhangs" kam der Großteil nach 1990 nach Deutschland: bis heute mehr als 2,4 Millionen Personen.