Corona verschärft die wirtschaftliche und soziale Situation der von Armut betroffenen Menschen
So habe sich laut dem aktuellen sozialen Krisenmonitoring der Stadt Hannover die Arbeitslosenzahl von März 2020 bis März 2021 um 21 Prozent gesteigert. Auch die Anzahl der Menschen, die Wohngeld beziehen, sei um 11,2 Prozent gestiegen. "Nach einem Jahr Pandemie zeigen sich die Auswirkungen gerade bei denen, die auch vorher schon von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen waren", sagt AWO-Vorstandsvorsitzender Burkhard Teuber. Da wirke Corona "wie ein Brennglas".
"Viele Probleme, die in der Gesellschaft bereits bestanden haben, haben sich noch verstärkt", ergänzt AWO-Fachbereichsleiter Adalbert Mauerhof, der bei der AWO Region Hannover die Arbeitsgruppe Armut leitet. So hätten geschlossene Anlaufstellen oder die fehlende Erreichbarkeit in den Behörden teilweise gravierende Folgen für die Menschen. Wichtige Fristen für Leistungen würden verstreichen, weil Anträge nicht zeitnah bearbeitet werden. Familien, die Hartz IV beziehen, hätten höhere Ausgaben durch digitale Ausstattungsmaterialien für Homeschooling. Die Zuschüsse für digitale Endgeräte in Höhe von 350 Euro würden bei weitem nicht ausreichen. Auch stehe den Kindern, aufgrund beengter Wohnverhältnisse, häufig kein eigener Arbeitsplatz für Schularbeiten und Online-Unterricht zur Verfügung. "Erziehungsprobleme, familiäre Streitigkeiten und häusliche Gewalt verschärfen sich, weil es keine Ausweichmöglichkeiten gibt", erklärt Mauerhof.
Auch geflüchtete Menschen sind stark von der Corona-Pandemie betroffen: Deutsch- und Integrationskurse finden nur online statt. Das Corona-Virus drohe "alle erreichten Fortschritte bei der Integration zunichte zu machen", so das Ergebnis des vor kurzem veröffentlichten Internationalen Migrationsausblick 2020 der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Bei Menschen mit Migrationshintergrund sei ein Anstieg der Arbeitslosigkeit um fünf Prozent zu verzeichnen und damit dreimal so viel wie bei deutschen Bürgerinnen und Bürgern.
Um auf die vielfältigen Problemlagen aufmerksam zu machen, startet die AWO Region Hannover in ihren Social-Media-Kanälen eine Serie, die die Lebenssituationen betroffener Menschen darstellt.