Aktionsprogramm soll Mountainbike-Situation im Deister entschärfen

"Wir bleiben Vermittler zwischen Waldeigentümern, Natur- und Tierschutz und den Nutzenden, wie auch den Mountainbikerinnen und -bikern", stellt die Umweltdezernentin der Region Hannover, Christine Karasch, klar. "Aber an den Hängen des Höhenzugs existieren inzwischen mehr als 60 illegale Strecken und seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich der Nutzungsdruck im Deister noch einmal erhöht." Im Vorfeld der Sommersaison haben sich deshalb erneut alle Akteure zusammengesetzt: "Wir sind uns einig, dass wir weiter gemeinsame Lösungen anstreben, daneben aber auch Kontrollen erforderlich sind. Funktionieren kann nur ein Gesamtkonzept, das Perspektiven für beide Seiten bietet."
"Der Deister ist eins der beliebtesten Ausflugsziele in der Region und er hat für den Tourismus der anliegenden Städte und Gemeinden eine große Bedeutung. Wir freuen uns daher auch über alle Mountainbikerinnen und -biker, die uns besuchen und sich dabei an die Regeln halten", erklärt Barsinghausens Bürgermeister Henning Schünhof. "Gleichzeitig ist der Höhenzug so beliebt, weil man hier wertvolle Natur finden kann. Damit die erhalten bleibt, müssen wir am Miteinander arbeiten. Deshalb freuen wir uns über den neuen Anlauf und unterstützen das Aktionsprogramm", fügt Ulrike Schubert, Leiterin des Fachbereichs Organisation und Ordnung der Gemeinde Wennigsen, hinzu.
Die Waldbesitzer sind trotz der anhaltenden Probleme froh, dass in dieser Saison ein neuer, gemeinsamer Versuch unternommen wird, die Situation zu entschärfen: "Uns gehen regelmäßig frisch gepflanzte Bäume kaputt, Tiere werden in ihrem natürlichen Lebensraum verschreckt. Wir müssen also weiter versuchen, etwas zu ändern", meint Stefanie Schotte von der Klosterkammer Hannover. Große Teile des Deisters stehen unter Schutz, Flora und Fauna sind hier besonders empfindlich. "Als Vertreter der privaten Waldbesitzer ist mir besonders wichtig, dass unser Eigentum in Zukunft vor Schäden geschützt wird. Derzeit gibt es in der Mountainbike-Szene leider eine unvernünftige Minderheit, die keine Rücksicht nimmt", berichtet Ralf Schickhaus von der Freiherr Knigge‘schen Forstverwaltung. "Trotzdem sind wir froh, dass es mit den Deisterfreunden einen Ansprechpartner in der Mountainbike-Community gibt, der auch für Probleme ein offenes Ohr hat", ergänzt Christian Boele-Keimer, Forstamtsleiter bei den Niedersächsischen Landesforsten. "Das gibt uns Hoffnung auf Verbesserung. Über weitere legale Trails können wir nur reden, wenn es die aktive Bereitschaft gibt, die illegalen Trails weiter zurückzudrängen."
"Die illegalen Trails sind ein Problem", sagt auch Mark Wolf vom Verein Deisterfreun.de. Es sei gut, Sportlerinnen und Sportler weiterhin über die Regeln zu informieren. "Wir haben aber als mittlerweile zweitgrößter Mountainbike-Verein Deutschlands in den letzten zehn Jahren in Zusammenarbeit mit dem Förster Frank Nüsser bewiesen, dass unsere legalen Angebote illegale Trails in seinem Revier verhindern können." Langfristig sieht der Verein deshalb in zusätzlichen legalen Strecken die Lösung: "Die Vergangenheit hat ganz klar aufgezeigt, dass ein fehlendes legales Trailangebot zu illegalem Strecken-Wildwuchs führt. Das wollen wir als Verein so nicht und die Waldbesitzer noch weniger. Wir bieten an, uns stärker beim Rückbau von illegalen Trails einzubringen, wenn wir dafür neue, legale Strecken im Rahmen eines intelligenten Lenkungskonzepts für den Deister einrichten dürfen, für die wir dann auch die Verantwortung übernehmen." Diesen Vorschlag will die Region nun gemeinsam mit allen Akteuren prüfen.
Parallel zum heute vorgestellten Aktionsprogramm ist eine Machbarkeitsstudie für den Deister in Arbeit, die Entwicklungspotenziale für das Gebiet aufzeigen, aber auch Lösungsvorschläge für das Mountainbike-Problem liefern soll. "Bis wir mit den Ergebnissen in die Umsetzung gehen können, wird es aber noch dauern. Wir wollen bis dahin nicht untätig sein, sondern miteinander auch über die Möglichkeit legalisierter Trails im Gespräch bleiben, weiter informieren und den Grundstein für eine gemeinsame Zukunft der konkurrierenden Nutzungen legen. Das Aktionsprogramm ist ein notwendiger Baustein auf dem Weg dahin", bilanziert Umweltdezernentin Christine Karasch.