Rekorde bei den Weißstörchen in der Region Hannover im Jahre 2022
Vorbemerkung
Verlauf der Brutsaison
Im Vergleich zum Vorjahr gab es 27 neue Neststandorte
Erwartungsgemäß machte sich in diesem Jahr der nachwuchsstarke Jahrgang 2019 (Mäusejahr) erneut im Bestand bemerkbar. Anhand von Ring-Ablesungen konnte bestätigt werden, dass diese jetzt dreijährigen Störche inzwischen voll in die Brutpopulation integriert sind. Die frühen Westzieher sind ab Mitte März zur Brut geschritten, die "Nachzügler" teilweise erst Anfang Mai.
Im Vergleich zum Vorjahr (102 besetzte Nester) gab es in diesem Jahr mit 129 Brutpaaren nochmals einen Zuwachs um mehr als 20 Prozent. So viele Störche hat es in der Region in historischer Zeit noch nie geben. Spitzenreiter ist die Stadt Wunstorf mit nunmehr 29 Paaren, gefolgt von der Stadt Neustadt mit 28 Paaren
Der vor allem im letzten Jahrzehnt zu beobachtende Zuwachs ist schon erstaunlich und ist im Vergleich zu anderen Vogelarten ungewöhnlich. Er basiert im Wesentlichen auf der Zunahme der Westzieher. 1988 war der Tiefststand bei den Regionsstörchen mit nur neun Paaren. Auch die Zahl von 1934 mit 55 Paaren war deutlich niedriger ausgefallen.
Von den 129 Paaren haben 105 erfolgreich gebrütet. Sie werden am Ende der Saison 220 Junge aufgezogen haben. 24 Paare oder 18,6 Prozent aller Paare sind ohne Bruterfolg geblieben.
Für die Entwicklung der Jungen war das "Aprilwetter" bis Ende Mai deutlich zu kühl. Vor allem aber fehlte der Regen. Wenig Niederschlag bedeutet, dass die Eltern kaum die für die frühe Aufzucht so wichtigen Regenwürmer erbeuten konnten, niedrige Temperaturen bedeuten, dass es an (Groß-) Insekten fehlte. Es gab somit Engpässe in der Futterbeschaffung beziehungsweise in der Versorgung der Jungen. Erst seit kurzem hat sich die Situation durch die Heuschrecken gebessert.
Die Anzahl der Paare ohne Junge ist mit 18,6 Prozent aller Paare vergleichsweise "unauffällig". Auffällig ist dagegen, dass fast 30 Prozent aller Paare nur ein Junges und etwa 40 Prozent lediglich zwei Junge aufgezogen haben. Diese Jungenzahlen spiegeln die Engpässe in der Versorgung wider. Immerhin gab es aber auch 27 Paare mit drei Jungen. Sechs Paare konnten sogar vier Junge aufziehen (Dachtmissen, Alt-Garbsen, Koldingen, Bokeloh/Nord, Idensen/Sigwardskirche, Steinhude/Orstmitte).
Mit einem Bruterfolg von 1,7 Junge pro alle Paare liegt das Ergebnis im Bereich des langjährigen Mittels.
Ausblick
Auffällig bleibt weiterhin, dass sich immer mehr jüngere, zweijährige Störche im Sommer im Brutgebiet aufhalten und auch schon brüten. Die Paare rücken näher zusammen, was sich insbesondere entlang des Leinetals zeigt. Die größere Siedlungsdichte erhöht dann aber auch die territoriale Konkurrenz und Aggression. Diese können nicht durch ein zusätzliches Angebot an Nisthilfen "behoben" werden, denn letztendlich bleibt die "Storchfähigkeit" des Lebensraumes von entscheidender Bedeutung.