Einsatz für nemoH: Region Hannover testet autonomen Shuttlebus
Von Anfang nächster Woche bis in den November, soll nemoH – fahrer- aber nicht führungslos – an Werktagen Passagiere in schwach nachgefragten Zeiten befördern und das reguläre Fahrplanangebot zwischen der Stadtbahnhaltestelle Schönebecker Allee und dem Campus Maschinenbau der Leibniz Universität Hannover in Garbsen ergänzen. Heute wurde der smarte Selbstfahrer von Regionspräsident Steffen Krach, Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay, Garbsens Bürgermeister Claudio Provenzano, Universitätspräsident Prof. Dr. Volker Epping, und Elke van Zadel, Geschäftsführerin der regiobus Hannover GmbH und ÜSTRA-Vorständin an seiner End- und Zielhaltestelle präsentiert.
"Autonomes Fahren wird unsere Mobilität in den nächsten Jahren grundlegend verändern – auch im öffentlichen Personennahverkehr. Automatisierte, elektrische Busse können helfen, Wohnquartiere oder Arbeitsplatz- und Bildungsstandorte wie hier am Campus Garbsen ohne Schienenanschluss bedarfsgerecht und umweltgerecht zu erschließen", davon zeigt sich Regionspräsident Steffen Krach überzeugt.
Die Region Hannover ist eine von vier europäischen Kommunen, die gemeinsam an dem Projekt PAV (Planning for Autonomous Vehicles) zu den Einsatzmöglichkeiten dieser Fahrzeuge arbeiten. Regionspräsident Krach: "nemoH soll das Angebot auf einer bestehenden Linie außerhalb der Hauptverkehrszeiten ergänzen. In dem mehrwöchigen Feldversuch wollen wir so Erkenntnisse gewinnen, die uns helfen, Fragen zur Sicherheit, Technik und der Akzeptanz automatisierter Fahrzeuge zu beantworten. Wir wollen lernen, was wir zukünftig für Projekte mit autonomen Fahrzeugen im Öffentlichen Personen-nahverkehr (ÖPNV) zu beachten haben."
Die Region Hannover beteiligt sich mit nemoH an dem europäischen Gemeinschafts-projekt Planing for Autonomous Vehicles (PAV) – im Verbund mit den Standorten Almere (Niederlande), Varberg (Schweden) und Inverness (Schottland). An allen vier Orten wird der Einsatz automatisierter Fahrzeuge wissenschaftlich begleitet und ausgewertet. In der Region Hannover wird der Betreib von der regiobus Hannover GmbH durchgeführt.
"Der autonome Shuttle nemoH, der während der Testphase auch ein paar Meter auf hannoverschem Boden zurücklegt, ist ein innovativer Meilenstein auf dem Weg zu einer umweltfreundlichen, modernen Mobilität", betonte Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay: "Der ÖPNV ist das Rückgrat zukunftsfähiger Mobilität und in Hannover wirklich stark! Wir sind in sehr regelmäßigem Austausch mit der Region als Aufgabenträgerin, um die Weiterentwicklung des ÖPNV im Sinne der Stadt und aller Bürger und Bürgerinnen der Region gemeinsam voranzutreiben."
Strecke und Betrieb
Mehr als 5.000 Studierende werden in wenigen Jahren auf dem Campus Maschinenbau in Garbsen der Leibniz Universität Hannover lernen, forschen und arbeiten – und brauchen ein ebenso leistungsfähiges wie flexibles Bedienungskonzept für Busse und Bahnen. "Dies war ein Auswahlkriterium für die Teststrecke", so der Verkehrsdezernent der Region Hannover Ulf-Birger Franz: "Der Shuttle zum Campus eignet sich das autonome Fahren in besonderer Weise, denn dort werden viele der Technologien entwickelt, die Grundlage für autonome Systeme sind."
So sieht es auch Elke van Zadel, Geschäftsführerin des nemoH-Betreibers regiobus: "Wir freuen uns, dass wir so ein innovatives Projekt in unseren Linienverkehr integrieren dürfen. Autonomes Fahren im ÖPNV steckt noch in den Kinderschuhen, aber wir sind sehr gespannt auf die ersten direkten Erfahrungen mit einem autonom fahrenden Bus in der Region Hannover."
Der Präsident der Leibniz Universität Hannover Prof. Dr. Volker Epping ergänzt: "Ich begrüße nachdrücklich die Erprobung auch neuer Mobilitätskonzepte, um die Anbindung an unseren Campus Maschinenbau zu stärken und zu erleichtern. Dies ist wesentliche Voraussetzung für eine lebendige Campuskultur und die Attraktivität unseres Studiengangs Maschinenbau."
nemoH: Fahrzeug und Betrieb
Das Fahrzeug wurde vom TÜV begutachtet und von der zuständigen Zulassungsbehörde für den Einsatz im Straßenverkehr genehmigt.
Die Gewährleistung eines sicheren Betriebs des automatisierten Kleinbusses war die Grundvoraussetzung für die Zulassung beziehungsweise die Inbetriebnahme. Eine Reihe von Sicherheitsmaßnahmen wurde dafür getroffen. Das eingesetzte Fahrzeug verfügt über Kameras und Lidarsensoren. Lidar steht für "Light detection and ranging". Das Lidar-System ist eine Art Scanner. Das Erkennen von Hindernissen in einem vorgegebenen Gefahrenbereich ist somit garantiert. Zudem fahren die Fahrzeuge passiv und reagieren bei jeder potenziellen Gefahrensituation sehr vorsichtig. Im Fahrzeug befindet sich immer eine Begleitperson, die die Funktion einer Fahrzeugführerin bzw. eines Fahrzeugführers übernimmt und im Ausnahmefall auch steuernd während der Fahrt eingreifen kann.
Weiterhin wird für den Zeitraum des Pilotvorhabens die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der Strecke aus Gründen der Verkehrssicherheit in allen Bereichen auf 30 Stundenkilometer reduziert. Zusätzlich werden an allen Zufahrten zur Strecke Schilder und Tafeln auf den Betrieb des automatisierten Fahrzeugs hinweisen. Auch wurden vor der Inbetriebnahme die Fahrbahnmarkierungen erneuert.