Tag des Notrufs: Rettungsdienst gerät an seine Grenzen
Diese Nummer kennt jedes Kind: Im Notfall 112 wählen. Innerhalb weniger Minuten sind die Rettungskräfte vor Ort. Dass die Nummer immer häufiger gewählt wird, wenn auch die Hausarztpraxis helfen könnte, bringt die Rettungsdienste inzwischen an ihre Grenzen. Anlässlich des internationalen Tags des Notrufs am Sonnabend, 11. Februar, rufen die Region Hannover und die von ihr beauftragten Hilfsorganisationen dazu auf, den Rettungsdienst zu unterstützen und 112 wirklich nur im Notfall anzurufen.
Tatsächlich sind die Einsatzzahlen der Rettungsdienste in den vergangenen Jahren – bis auf das erste Corona-Jahr 2020 – kontinuierlich gestiegen. "Allein im vergangenen Jahr hatten wir im Vergleich zu 2021 einen Zuwachs um mehr als acht Prozentpunkten bei den Rettungsdienstalarmierungen im Umland", stellt Christine Karasch, Dezernentin für Öffentliche Sicherheit, fest. Sie verweist darauf, dass der unter der Nummer 116117 außerhalb der regulären Öffnungszeiten von Arztpraxen der Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung erreichbar ist. "Vermehrt berichten Rettungsdienstmitarbeitende, dass sie zu PatientInnen gerufen werden, deren Zustand an sich keine notfallmedizinische Versorgung erfordert", ergänzt Anton Verschaeren, Vorstandsvorsitzender des Roten Kreuzes in der Region Hannover. "Diese Bagatelleinsätze blockieren dann Helfende und Rettungswagen, die in anderen, lebensbedrohlichen Fällen dringend benötigt werden."
Erforderlich sei eine bessere Vernetzung ambulanter medizinischer Hilfesysteme, um den Rettungsdienst zu entlasten, meint Verschaeren: "Ambulante Pflegedienste, der Hausnotruf, der Rettungsdienst und die Integrierte Leitstelle müssen zukünftig vernetzt zusammenarbeiten", schlägt der DRK-Vorsitzende vor und gibt ein Beispiel: "Der Rettungsdienst wird zum Beispiel auch gerufen, wenn ein Katheter-Wechsel bei einer Person erfolgen muss. Dies ist eindeutig kein Notfalleinsatz. An dieser Stelle könnte die Integrierte Leitstelle auch eine der zuständigen ambulanten Pflegestationen informieren."
Eine zusammengeführte Gesundheitsleitstelle, die Notrufe über die 112 ebenso wie Anrufe mit dem Wunsch nach ärztlicher Hilfe über die 116117 koordiniert, ist der dringende Wunsch von Torsten Bierbrauer, Mitglied im Regionalvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe in Hannover. "Wir brauchen eine Entlastung des Rettungsdienstes durch diese Vernetzung des Kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes mit den Rettungsleitstellen. Außerdem fordern wir den Ausbau von ergänzenden Einsatzmöglichkeiten wie beispielsweise dem Modellprojekt ‚Gemeindenotfallsanitäter‘ und wir befürworten die Ausweitung des Notfallkrankentransportwagens (NKTW), der sich bewährt hat und für den Transport, die Erstversorgung und die Überwachung von nicht lebensgefährlich erkrankten oder verletzten Patienten ausgerüstet ist", so Bierbrauer.