Thönse verabschiedet mit Tränen in den Augen ein Stück Ortsgeschichte

Die angetretene Ortsfeuerwehr Thönse (rechts) verabschiedete den "eisernen Gustav", das 69 Jahre alte TLF 16 T.Foto: Bastian Kroll

Mit einer kleinen Feier hat die Freiwillige Feuerwehr Thönse gestern bewegenden Abschied von einem zentralen Gegenstand ihrer Gemeinschaft genommen: Dem Tanklöschfahrzeug, welches fast 51 Jahre im Dienste der Ortsfeuerwehr stand und so manche Generation begleitete. Gestern wurde es mit der eltzten Ausfahrt aus dem Feuerwehrhaus in den Ruhestand geschickt. Unter den Klängen des Feuerwehrmusikzuges Wettmar trat der „eiserne Gustav“ die letzte Dienstfahrt an.

Bis zum Oktober 2022 war das Tanklöschfahrzeug, ein TLF 16 T, bei der Ortsfeuerwehr Thönse im Dienst. Es war offizielles Fahrzeug der Grundausstattungsfeuerwehr und bei diversen Bränden im Einsatz. Bei einem Vegetationsbrand im vergangenen Jahr im Bruch ging dann die Pumpe kaputt und das Fahrzeug erhielt den Status 6 – nicht einsatzbereit.

Es war bis dato das Älteste in den Dienst gestellte Feuerwehrfahrzeug in Deutschland. Eine Instandsetzung kommt wohl nicht mehr in Frage, da es keine Ersatzteile mehr für die Pumpe des Fahrzeugs mit Baujahr 1954 mehr gibt. "Diese müssten auch als Feuerwehrfahrzeug einer Ortsfeuerwehr zertifiziert sein und würden womöglich auch die finanziellen Mittel sprengen", so Ortsbrandmeister Ingmar Franke am gestrigen Sonnabend zu den mehr als 200 Gästen, die zur letzten Ausfahrt des Fahrzeugs gekommen waren.

Schon die Installation eines Abbiegeassistenten war bei dem Fahrzeug nicht mehr vorgenommen worden. Dabei war es lange Zeit das beste Einsatzmittel der Stadt und auch, als es im Alter von 18 Jahren aus Celle nach Thönse kam, immer noch topaktuell, wie auch Stadtbrandmeister Carsten Rüdiger erklärte. Schon mit der Indienststellung am 10. April 1972 punktete das Fahrzeug mit seinen 2.800 Litern Wasser, mit welchen die Ortsfeuerwehr bis in die 2000er Jahre hinein das Fahrzeug mit dem meisten Wasser an Bord hatte und daher zu vielen Bränden mit großem Löschwasserbedarf hinzualarmiert wurde. Seinen Namen erhielt desTLF durch Gustav Kirschner, damals Mitarbeiter bei der Stadt Celle und Thönser Einwohner, der auf die Versteigerung des TLF 16 T aus den Reihen der Celler Feuerwehr hinwies. Für 4500 Mark bekam die damalige Gemeinde Thönse den Zuschlag. Aufgrund seiner Idee zur Ersteigerung des Fahrzeugs wurde es dann "eiserner Gustav" genannt. 1991, zum 100-jährigen Jubiläum der Wehr, wurde das Fahrzeug rundum restauriert und bekam zwischenzeitlich auch die allseits bekannte Druckluftfanfare, an denen Feuerwehrfahrzeuge bereits am Klang zu erkennen sind.

Abschiedsgeschenke gab es vom Stadtkommando mit Stadtbrandmeister Carsten Rüdiger sowie seinen Stellvertretern Florian Leisenberg und Tibor Biczók in Form eines Stehtisches mit einem Fass des passenden Getränks dazu. Unter den Gästen waren zudem die Ortsbrandmeister des alten Löschbezirks, Karsten Weigt aus Wettmar, Uwe Borkowitz aus Engensen und Heinrich Könecke aus Ramlingen-Ehlershausen, Ehrenstadtbrandmeister Heinz-Jürgen Krüger und die Ehrenortsbrandmeister aus Thönse, Wilhelm Ehlers, und Kleinburgwedel, Walter Sonnefeld, sowie Brandmeister Heinz Krause.

Im Alter von 69 Jahren steht nun der Ruhestand für den "eisernen Gustav" an. "Ich lasse ihn ungern gehen", sprach Ortsbrandmeister Ingmar Franke wohl so manchem Mitglied der Ortsfeuerwehr aus der Seele und musste hierbei auch eine Träne verdrücken. "Er hat es aber verdient", so Franke. Das Fahrzeug soll nun nach Wunsch des Ortskommandos dem Förderverein Feuerwehrmuseum Celle übergeben werden. Einerseits, um das Fahrzeug für die Nachwelt zu erhalten, andererseits, da das Tanklöschfahrzeug damals seine ersten Dienstjahre bei der Feuerwehr Celle verbrachte und nun quasi nach Hause zurückkehren würde.

"Wir sollten nochmal drüber reden, ob man es nicht doch in Thönse behalten kann", so Ortsbürgermeister Klemens Koss. "Das Fahrzeug ist ein Stück Ortsgeschichte und gehört auch zum Kulturgut hier in Thönse. Dieses Fahrzeug gehört zu Thönse und sollte in Thönse bleiben", betonte der Ortsbürgermeister.

Arthur Büchtmann, der schon im April 1972 das Fahrzeug aus Celle abgeholt hatte, fuhr schließlich am gestrigen Sonnabend dann den "eisernen Gustav" zum letzten Mal mit Martinhorn und Blaulicht vom Hof des Feuerwehrhauses in Thönse.

Fotos: Bastian Kroll & Dieter Siedersleben