Brut- und Setzzeit beginnt am 1. April: Rücksicht nehmen auf heimische Wildtiere
"Ob Rehkitz, Junghase oder Fasanenkücken, die Natur gleicht im Frühjahr einer einzigen Kinderstube", so Hans-Otto Thiele Vorsitzender der Jägerschaft Burgdorf. "Rücksichtnahme ist also dringend erforderlich." Von den freilaufenden Vierbeinern gehe in dieser Zeit eine besondere Gefahr aus, denn nicht nur die Jungtiere, auch die Elterntiere seien mitunter stark gefährdet. Hochträchtige Rehe seien bei weitem nicht mehr schnell genug, um vor stöbernden Hunden fliehen zu können.
Aber auch für die Hundebesitzer gilt es einiges zu beachten, denn die tierische Nachwuchspflege unterscheidet sich häufig deutlich von der des Menschen: Zum Schutz der Jungen werden diese tagsüber vom Muttertier häufig allein gelassen. Rehkitze, zum Beispiel, sind in den ersten Wochen nahezu geruchlos. In Verbindung mit der angeborenen "ducken-und-tarnen-Strategie" sind sie so für natürliche Fressfeinde fast unauffindbar. Die Muttertiere halten sich in der Nähe auf und erscheinen nur zum Säugen erläutert Hans-Otto Thiele.
Solch scheinbar verlassene Jungtiere sollten Spaziergänger auf keinen Fall anfassen oder gar mitnehmen. Das Jungwild nimmt bei Kontakt sofort den Menschengeruch an. Das zurückkommende Muttertier wird durch diesen Fremdgeruch sofort abgeschreckt – die Jungtiere werden so tatsächlich zu Waisen. "Falsch verstandene Tierliebe bewirkt in diesen Fällen leider allzu häufig das Gegenteil", erläutert Presseobmann Oliver Brandt. "Auf den ausgewiesenen Wegen bleiben und unbedingt den Hund angeleint führen", fasst der Burgdorfer die wichtigsten Verhaltensregeln für den Spaziergang in der freien Natur zusammen.
Auch indirekt können Hund und Mensch den tierischen Nachwuchs gefährden: Nähern sie sich ihrem Gelege, verlässt die Rebhenne ihr Nest mit Eiern oder jungen Kücken, um den Feind abzulenken. Rabenvögel wie Krähe oder Elster merken sich diese Stelle – die ungeschützten Gelege sind eine leichte Beute.
Für Spaziergänger lohnt es sich gerade um Ostern herum genauer hinzuschauen, nicht nur wegen der Ostereier: Von Natur aus dämmerungsaktiv, ist der Feldhase jetzt zur Paarungszeit besonders aktiv – gerade auch am Tag. "Allen, die sich unsicher bei der Unterscheidung von Hase und Kaninchen sind, bietet sich jetzt die Chance Anschauungsunterricht zu nehmen", ermuntern die Jäger Spaziergänger zu genauen Hinsehen in Feld und Flur. Wer genau hinschaut kann die auffälligsten Unterscheidungsmerkmale deutlich erkennen: Zunächst sei der Feldhase um einiges größer als das Kaninchen und mitunter auch doppelt so schwer. Die deutlich längeren Ohren – "Löffel" genannt – mündeten beim Hasen in eine gut erkennbare schwarze Spitze, Kaninchen hätten hingegen nur ein dünnen schwarzen Rand, nennt der Oliver Brandt weitere Unterscheidungsmerkmale.
Auch in ihrer Lebensweise unterscheiden nach Auskunft von Hans-Otto Thiele sich Hase und Kaninchen: Während Meister Lampe in der Feldflur lebt und sich als Ruhestätte nur eine Mulde scharrt, die sogenannte Sasse, legen Kaninchen weitverzweigte unterirdische Baue an. Große Unterschiede gibt es auch beim Nachwuchs: Die Junghasen kommen sehend und beharrt zur Welt, die Häsin legt sie versteckt ab. Kaninchen werden nackt und blind geboren, als Nesthocker verlassen sie in den ersten Lebenswochen nie den elterlichen Bau.