Hitzeaktionsplanung: Was tun, wenn die Temperaturen steigen?
"Wir haben uns das Ziel einer klimaneutralen Region Hannover bis zum Jahr 2035 gesetzt – der fortschreitende Prozess der globalen Erwärmung wird aber nicht abrupt zu stoppen sein. Wir müssen daher mit den Maßnahmen zur Klimaanpassung zugleich auch Vorsorge treffen angesichts zunehmender Wetterextreme wie Hitze, Dürre oder Starkregen", betonte Regionspräsident Steffen Krach: "Wie beim Klimaschutz gilt auch bei der Anpassung: Es ist eine Gemeinschaftsaufgabe, der sich die Akteure auf allen Ebenen stellen müssen. Der vorliegende Leitfaden ist deshalb eine Handreichung für unsere Städte und Gemeinden, wie sie der Herausforderung Hitze begegnen können. Schutzmaßnahmen für besonders betroffene Personengruppen sind dabei ebenso wichtig wie die Bereitstellung von Informationen, und nicht zuletzt muss die Kommunikationskette bei akuten Hitzewarnungen funktionieren."
Das KLAK-Gutachten geht von einer Zunahme der Jahresmitteltemperaturen in der Region Hannover aus. Schon heute liegen die Jahresmitteltemperaturen rund ein Grad Celsiusüber den Mittelwerten der 1950er bis 70er Jahre. Langfristig könnten es über drei Grad werden; damit hätte Hannover ungefähr die heutige Jahresmitteltemperatur von Venedig. Für Jens Palandt, Dezernent für Umwelt, Klima, Planung und Bauen der Region Hannover, sind länger andauernde Hitzeperioden keine Ausnahme mehr: "Im Gegenteil, sie werden – den Prognosen nach – noch häufiger werden. Die Zahl der Sommertage mit mehr als 25 Grad Celsius und der heißen Tage mit mehr als 30 Grad Celsius hat bereits zugenommen, ebenso die Häufigkeit von Tropennächten, in denen die niedrigste Lufttemperatur nicht unter 20 Grad Celsius fällt. Das müssen wir in unseren Anpassungs- und Handlungskonzepten fachübergreifend berücksichtigen. Auf lokaler Ebene brauchen wir zusätzlich Hitzeaktionspläne, die auf die örtlichen Gegebenheiten zugeschnitten sind. Unser Leitfaden ist eine Mustervorlage für die Städte und Gemeinden, die gerne kopiert und entsprechend angepasst werden darf. Die Erstellung kann über unsere Richtlinie ‚Kommunale Klimaanpassung‘ mit bis zu 10.000 Euro gefördert werden."
Die Kommunen haben Zugriff auf das geografische Informationssystem der Region Hannover (ReGeo): Dort sind statistische Einwohnerdaten mit der Klimaanalyse verschnitten. Hitze-Hotspots in denen besonders schutzbedürftige Personen wohnen oder sich aufhalten, können so im Bedarfsfall schnell identifiziert und Schutzmaßnahmen eingeleitet werden. In der Hitze-Cloud der Region Hannover sind dazu ausgewählte Informationen und Maßnahmenvorschläge abrufbereit – sortiert nach Berufs- und Zielgruppen. Die Kommunen können sich in der Cloud auch untereinander inspirieren, austauschen oder vielleicht gemeinsame Maßnahmen identifizieren.
Hitze ist eine Gefahr für die menschliche Gesundheit
Hohe Lufttemperaturen und eine intensive Sonneneinstrahlung führen zu einer erhöhten Luftschadstoffbelastung und zu bodennahem Ozon, das wiederum Atemwegbeschwerden begünstigt. Höhere Durchschnittstemperaturen fördern die Verbreitung von Krankheitserregern und deren -überträgern: Zecken und Tigermücken haben längere Aktivitätsphasen; das Umweltbundesamt erwartet eine Zunahme vom Dengue-Fieber, Zika, Malaria und dem West-Nil-Virus – "allesamt Infektionskrankheiten, die es früher in Deutschland nicht gab", ergänzt Marlene Graf, Leiterin des Gesundheitsamts der Region Hannover.
Klimaanpassung als Langzeitstrategie
Der Leitfaden zur Erstellung von Hitzeaktionsplänen wird in den öffentlichen Sitzungen der Ausschüsse für Soziales, Wohnungswesen, Gesundheit und Teilhabe sowie Umwelt und Klimaschutz erläutert. Beide Fachgremien tagen am Dienstag, 9. Mai, im Regionshaus.
Vertreter der Kommunen in der Region Hannover sowie Träger von Einrichtungen für schutzbedürftige Personen wie Pflegheime oder Kitas wird der Leitfaden am Montag, 26. Juni 2023, vorgestellt. Die Veranstaltung in den Sitzungsräumen der Region ist presseöffentlich.