Feuerwehren und Rettungsdienst üben für den Ernstfall

Die Feuerwehrkräfte machen sich bereit, das Dach des Autos abzunehmen.Foto: Feuerwehr Wettmar

"Alle Jahre wieder" heißt es bei den Burgwedeler Feuerwehren, wenn die Feuerwehren und der Rettungsdienst für eine Einsatzübung zusammen kommen. Dieses Jahr stand die Übung für die Ortswehren Wettmar, Thönse und Engensen im Zeichen des Verkehrsunfalls – und das Szenario hatte es in sich.

Seit Mitte vergangenen Jahres üben die Ortswehren Wettmar, Thönse und Engensen immer wieder mal den Ernstfall. Die drei Wehren werden vormittags bei größeren Lagen gemeinsam alarmiert. Dementsprechend muss eine einwandfreie Zusammenarbeit gewährleistet sein. Dazu gehört auch, die Fahrzeuge und Gerätschaften der anderen Wehren sowie ihre Arbeitsweise zu kennen. Um das zu ermöglichen, sind regelmäßige gemeinsame Übungen elementar. Genauso wird auch der Rettungsdienst zu vielen Einsatzlagen der Feuerwehr dazu alarmiert. Auch hier ist ein reibungsloses Teamwork notwendig, um einen Einsatz gemeinsam erfolgreich zu bewältigen.

Aus diesem Grund fand am vergangenen Sonnabend, 17. Juni 2023, eine gemeinsame Übung der drei Ortswehren mit dem Rettungsdienst statt. Nachdem die Anwesenden um 10 Uhr am Feuerwehrhaus Wettmar von den Organisatoren begrüßt wurden, teilten die Fahrzeugführer ihre Mannschaften auf die Fahrzeuge auf. Um 10.40 Uhr wurden zunächst nur die Feuerwehr Wettmar sowie eine Besatzung des Rettungsdienstes zu einem überschlagenen Auto mit zwei eingeklemmten Personen im Wald alarmiert.

An der Einsatzstelle angekommen zeichnete sich für die ersteintreffenden Kräfte ein etwas anderes Lagebild ab: Ein Fahrzeug lag in einem Graben auf dem Dach, darin befanden sich zwei verletzte, eingeklemmte Personen. In der Nähe war ein zweites Fahrzeug gegen einen Baum gefahren. Der Fahrer dieses Fahrzeugs war ebenfalls eingeklemmt, auf dem Rücksitz lag eine weitere Person. Umgehend wurden zusätzliche Kräfte nachalarmiert. Die Feuerwehren Thönse und Engensen trafen kurze Zeit später am Einsatzort ein. Auch auf Seiten des Rettungsdienstes kam weiteres Personal dazu.

Die Person auf dem Rücksitz stellte sich als reanimationspflichtig heraus und wurde umgehend aus dem Fahrzeug befreit. Im Folgenden wurde die "Person", die in Wahrheit eine Reanimationspuppe für genau solche Übungszwecke war, gemeinsam vom Rettungsdienst und von Feuerwehrkräften reanimiert. Parallel dazu machten sich die restlichen Einsatzkräfte an die Befreiung der verbleibenden Verletzten. Der Rettungsdienst erkannte eine Person als schwerverletzt an, die anderen zwei Personen waren sogar vital bedroht. Die Rettung musste entsprechend schnell erfolgen.

Mit Hilfe von schwerem Gerät wurde das Dach des einen Fahrzeugs entfernt. Dabei befand sich eine Person des Rettungsdienstes in Form eines sogenannten inneren Retters im Fahrzeug und kümmerte sich dort um die Erstversorgung des Schwerverletzten. Mit dem Spineboard, einer wirbelsäulenschonenden Rettungstrage, wurde der Schwerverletzte aus dem Fahrzeug gerettet. Anschließend konnte er weiter vom Rettungsdienst versorgt werden.

Im zweiten Fahrzeug stellte sich die Rettung als komplexer heraus. Die Personen waren in Rückenlage in dem Fahrzeug eingeklemmt. Keine der Türen ließ sich öffnen. Mit Hilfe des sogenannten "Stab Fast Systems", einem besonderen Stabilisierungs- und Abstützsystems, wurde das Fahrzeug gegen Umkippen gesichert. Gleichzeitig verschaffte sich das Rettungsdienstpersonal mit Hilfe der Feuerwehrkräfte Zugang in den Innenraum des Fahrzeugs, um dort die Erstversorgung der Verletzten vorzunehmen. Nachdem das Auto vollständig gesichert war, konnte eine größere Öffnung mit Hilfe von schwerem Gerät wie hydraulischer Schere und Spreizer, geschaffen werden, um die Personen nacheinander aus ihrer Notlage zu befreien.

Knapp eine Stunde nach Alarmierung waren alle Personen gerettet und wurden vom Rettungsdienst medizinisch versorgt. Nach Übungsende hatten alle Anwesenden die Chance, sich die Einsatzstelle nochmal genauer anzusehen und den Hergang nachzuvollziehen. Die Gerätschaften wurden wieder verlastet, sodass alle Einsatzkräfte gegen 13 Uhr wieder am Feuerwehrhaus in Wettmar eintrafen.

Nach einer ausführlichen Einsatznachbesprechung mit allen Anwesenden wurde gemeinsam gegrillt. Dabei war auch Zeit, sich weiter auszutauschen und auch Erfahrungen aus Feuerwehr und Rettungsdienst zu teilen. "Dieser Austausch im Anschluss an eine Übung ist ebenso wichtig wie die Übung selbst, da so das gegenseitige Verständnis gefördert und die Kameradschaft gepflegt werden", teilt die Ortsfeuerwehr Wettmar mit.

Insgesamt waren 43 Einsatzkräfte an der Übung beteiligt. Einen besonderen Dank richten die ehrenamtlichen Feuerwehrkräfte an dieser Stelle an die Firma Sczakiel aus Burgdorf, der sie eines der Unfallautos zu verdanken hatten, sowie an Familie Hanne aus Wettmar, welche das zweite Unfallauto zur Verfügung gestellt hat. Auch den zwei professionellen Unfall-Schminkerinnen sowie den drei Unfalldarstellerinnen und -darstellern möchten die Feuerwehrkräfte für ihren Einsatz danken. Im Anschluss an die Übung wurden die Unfallfahrzeuge sowie jegliche Bestandteile dessen wieder aus dem Waldstück entfernt und sachgemäß entsorgt.

Solche und ähnliche Übungen sind regelmäßig Bestandteil des Feuerwehrdienstes. Interessenten können sich jederzeit bei der Feuerwehr Burgwedel oder direkt bei der entsprechenden Ortswehr melden. Die Kontaktinfos dazu finden sich auf der Website der Stadt Burgwedel.