Aktuell: Wie geht es den Kindern in der Region?
Die Region Hannover ist zuständig für die Schuleingangsuntersuchungen aller Vorschulkinder in den 21 Städten und Gemeinden. Die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen haben besorgniserregende Entwicklungen der Kinder gezeigt – wie geht es den Kindern jetzt? Für den Einschulungsjahrgang 2022/23 hat die Region die aktuellen Ergebnisse der Untersuchungen vorgestellt.
Sprachförderbedarf enorm gestiegen
"Die Ergebnisse zeigen ganz klar, dass im Bereich der Sprache der Anteil der Kinder mit auffälligen Ergebnissen über die letzten Jahre massiv zugenommen hat", sagt Regionspräsident Steffen Krach. So zeigten in 2017/18 10,9 Prozent der Kinder ein auffälliges Ergebnis im Sprachuntertest Präpositionen und Plural, im Einschulungsjahrgang 2022/23 lag dieser Anteil bereits bei 16,3 Prozent. Im Bereich der "Visuomotorik", also der Fähigkeit Gegenstände zu erkennen und zu malen, die eine wichtige Voraussetzung für den Schulbesuch darstellt, ist ebenfalls eine Zunahme auffälliger Ergebnisse zu erkennen – von 11,7 Prozent in 2017/18 auf 16,1 Prozent im Einschulungsjahrgang 2022/23. "Das ist sehr besorgniserregend. Sprache und Sprachverständnis sind die wichtigsten Grundlagen für eine gute Entwicklung der Kinder. Das müssen wir weiter mit höchster Priorität im Blick haben. Unser Ziel ist es, möglichst frühzeitig und flächendeckend sprachliche Förderangebote machen zu können, da ist die Region auch schon auf einem guten Weg. Aber hier brauchen die Kommunen ganz klar noch mehr Unterstützung vom Bund und Land – das können die Städte und Gemeinden nicht alleine auffangen", betont Krach.
Über 12.200 Kinder – bisher höchste Anzahl
Das zuständige Team Sozialpädiatrie und Jugendmedizin hat in diesem Jahrgang rund 12.200 Kinder untersucht – das ist die bisher höchste Anzahl an Kindern in einem Jahrgang in der Region Hannover. Damit führt die Region Hannover als Kommunalverband deutschlandweit die meisten Schuleingangsuntersuchungen in einem Jahrgang durch. "Diese Untersuchungen sind die einzigen gesetzlich verpflichtenden für alle Vorschulkinder in der Region. Für uns ist das ein wertvoller Einblick in den Gesundheits- und Entwicklungsstand der Kinder – aus den Ergebnissen der Schuleingangsuntersuchungen erfassen wir, wo es Unterstützungsbedarfe gibt, und können daraus Angebote entwickeln", sagt Dr. Andrea Hanke, Dezernentin für Soziales, Teilhabe, Familie und Jugend der Region. "Insgesamt ist die Anzahl der Kinder in den vergangenen Jahren um 20 Prozent gestiegen, das ist ein enormer Zuwachs in der Region. Besorgniserregend ist die Zunahme der Sprachförderbedarfe, aber wir sehen auch, dass einige Entwicklungen während der Pandemie – wie die Zunahme an übergewichtigen Kindern oder der Mädchen und Jungen, die nicht schwimmen können – wieder rückläufig sind. Das zeigt: Unsere Maßnahmen kommen an", so Hanke.
Entwicklung Medienkonsum
Die Auswertungen der Schuleingangsuntersuchungen der vergangenen Jahrgänge stellen einen Zusammenhang her zwischen dem Risiko für eine Auffälligkeit in der Sprachentwicklung wie auch für die Entwicklung von Übergewicht und Adipositas mit einem hohen Medienkonsum der Kinder. So gaben Eltern von Kindern mit Übergewicht häufiger auch einen längeren täglichen Medienkonsum ihrer Kinder in den Einschulungsjahrgängen 2019/20 und 2021/22 an. Insgesamt zeigte die Abfrage der Mediennutzungsdauer, dass der Anteil der Kinder, die mehr als zwei Stunden täglich Medien konsumieren, in der Corona-Pandemie zugenommen hatte (Einschulungsjahrgang 2019/20: 5,5 Prozent, Einschulungsjahrgang 2021/22: 7,2 Prozent). Im Einschulungsjahrgang 2022/23 ist der Anteil der Kinder mit einer täglichen Bildschirmzeit von mehr als zwei Stunden mit 5,7 Prozent wieder rückläufig.
Entwicklung übergewichtige Kinder – Neues Präventionsprojekt
Rückläufig ist auch die Anzahl übergewichtiger und adipöser Kinder: War die Anzahl von zuvor 10 Prozent auf 14,5 Prozent im Einschulungsjahrgang 2021/22 angestiegen, zeigen die Ergebnisse im Einschulungsjahrgang 2022/23 aktuell wieder einen Abwärtstrend, der Anteil liegt aktuell bei 11,9 Prozent. "Starkes Übergewicht in der Kindheit kann Erkrankungen zur Folge haben. Daher haben wir umgehend reagiert und im letzten Jahr ein Projekt auf den Weg gebracht, das übergewichtige Kinder und ihre Eltern berät und mit Aufklärung zu Ernährung und Bewegung präventiv wirkt. Das niedrigschwellige Angebot wird sehr gut angenommen", erklärt Hanke. Das Projekt "Fit, bunt und lecker" bietet unter anderem in Kitas Beratungen und Workshops zur Bewegungsförderung und gesunder Ernährung sowohl für pädagogische Fachkräfte, Hauswirtschaftskräfte, als auch für Kinder und ihre Familien an. "Der Bedarf und das Interesse sind groß", berichtet auch Dr. Andrea Wünsch, Leiterin des Team Sozialpädiatrie und Jugendmedizin, die zusammen mit ihren rund 60 Kollegen für die Schuleingangsuntersuchungen zuständig ist. "Die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen ÄrztInnen klappt gut. Auch das Angebot, DolmetscherInnen zu individuellen Ernährungsberatungen hinzuziehen und damit Sprachbarrieren abzubauen, ist hilfreich."
Erfolge der Schwimmoffensive
Eine weitere erfreuliche Entwicklung: Immer mehr Kinder können wieder schwimmen. Hatte sich während der Corona-Pandemie der Anteil der Nichtschwimmer deutlich erhöht – von 36,8 Prozent vor der Pandemie auf 51,2 Prozent -, ist dieser aktuell auf 44,9 Prozent gesunken. Vor Beginn der Pandemie hatten 20,9 Prozent der Kinder zum Zeitpunkt der Schuleingangsuntersuchung bereits ein Schwimmabzeichen. Während der Pandemie sank der Anteil auf 10,2 Prozent. Im Einschulungsjahrgang 2022/23 waren wieder 14 Prozent der Kinder im Besitz eines Schwimmabzeichens. "Das ist ganz klar auch ein Resultat unserer Schwimmoffensive – mit steigender Tendenz, da wir jetzt mit dem erweiterten SchwimmSommer noch einmal mehr Kindern ermöglichen, ihr Schwimmabzeichen zu machen. Wir bleiben dran", kündigt Krach an.