Gedenkstätte Ahlem und SV Arminia laden ein zur „Nachspielzeit“
Deutschland im Jahr 2006: Das ganze Land ist im WM-Fieber. "Die Welt zu Gast bei Freunden" lautete das Motto – schon damals eine Lüge, wie die rassistischen Morde des NSU wenige Wochen vor Beginn des Fußballfestes gezeigt hatten. Doch davon wollte man nichts wissen. Stattdessen sorgten die WM-Feierlichkeiten für eine Normalisierung des deutschen Nationalstolzes, die noch kurz zuvor undenkbar gewesen wäre. Dieser neue "Mut zu Deutschland", der sich beim "Sommermärchen" im schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer zeigte, war zugleich die politische Parole, mit der die AfD elf Jahre später in den Bundestag einzog. Über sechs Millionen Deutsche wählten 2017 eine Partei mit einem offenkundig rassistischen Programm; dieses Jahr könnte sie in manchen Bundesländern stärkste politische Kraft werden. Thorsten Mense vertritt die These: Die "Wiedergutwerdung" der Deutschen im Sommer 2006 hat den Boden bereitet, auf dem sich der völkische Nationalismus in Form von Pegida und AfD so massiv ausbreiten konnte. Sein Vortrag geht darauf ein, dass eine eindeutige Trennung zwischen Partypatriotismus und Nationalismus nicht haltbar ist und warum die Normalisierung des deutschen Nationalstolzes zum Aufstieg rechtsextremer Kräfte beigetragen hat. Die anschließende Diskussionsrunde moderiert Michael Bruns.