Mehr Hörstörungen bei Vorschulkindern erkannt
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Foto:Region Hannover
Die Region Hannover und das Deutsche HörZentrum der MHH haben in einem gemeinsamen bundesweit einmaligen Forschungsprojekt untersucht, wie eine zusätzliche Hörtestmethode – die Messung otoakustischer Emissionen (OAE) – im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen zur Früherkennung von Hörstörungen beitragen kann. Die Ergebnisse der Studie sind eindeutig: Von den mehr als 7.000 getesteten Kindern konnten so bei rund 100 Fällen Hörstörungen erkannt werden – bei mehr als 50 Kindern ausschließlich durch die objektive OAE-Messung, die ohne aktive Mitarbeit der Kinder auskommt. So wurden beispielsweise elf Fälle einer Innenohr- oder kombinierten Schwerhörigkeit festgestellt, von denen neun nur dank der OAE-Messung entdeckt wurden.
„Die Studie ist beispielhaft und zeigt ganz klar, dass wir mit der zusätzlichen OAE-Messung mehr Kinder mit möglichen Hörstörungen frühzeitig identifizieren und ihnen gezielt helfen können“, so Jugenddezernentin Dr. Andrea Hanke „Gerade für die sprachliche, emotionale und soziale Entwicklung ist gutes Hören unverzichtbar! Wir setzen uns weiter dafür ein, dass die Hörgesundheit der Kinder verbessert wird.“
Die Studie
Im Studienzeitraum von Oktober 2022 bis Sommer 2023 sind insgesamt mehr als 7.000 Kinder im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen mit einer zusätzlichen OAE-Messung untersucht worden. Ein subjektiver Hörtest ist bei jeder Schuleingangsuntersuchung Standard. Dabei ist aber die Mitarbeit der Kinder gefragt: Sie hören unterschiedliche Tonfrequenzen in steigender Lautstärke und müssen angeben, ab wann sie den Ton hören (Tonaudiogramm). Die zusätzliche OAE-Messung dahingegen ist ein objektives Messverfahren. „Die OAE-Messung funktioniert damit unabhängig von der Mitarbeit des Kindes und überwindet so zum Beispiel Sprach- und Verständnishürden. Mit der objektiven Messung haben wir daher auch viel mehr Kinder erreicht, die aus verschiedenen Gründen nicht mit dem herkömmlichen Hörtest untersucht werden können“, erklärt Dr. Andrea Wünsch, Leiterin des Teams Sozialpädiatrie und Jugendmedizin, das für die Schuleingangsuntersuchungen zuständig ist.
Die Studie wurde durch die Bereitstellung von 20 OAE-Messgeräten durch die Firma Diatec Diagnostic GmbH unterstützt. Impulsgeberin war die Initiative Hörregion der Region Hannover, die sich seit vielen Jahren für ein besseres Hörbewusstsein in der Bevölkerung engagiert.
Ausblick und weitere Maßnahmen
Trotz der positiven Ergebnisse gibt es Herausforderungen: Auf einen Teil der Empfehlungen zur weiteren Abklärung gab es keine Rückmeldungen aus den HNO-ärztlichen Praxen, was auf eine mögliche Dunkelziffer nicht erfasster Diagnosen hindeuten kann. „Hier überlegen wir, wie der Ablauf zukünftig verbessert werden kann, um sicherzustellen, dass alle betroffenen Kinder die notwendige medizinische Betreuung erhalten“, so Wünsch. Zudem bleibt die OAE-Messung auch nach Ablauf des Forschungsprojekts Bestand der Untersuchungen des Teams Sozialpädiatrie und Jugendmedizin der Region. Dafür hat die Region einen Teil der Leihgeräte käuflich erworben, um bei Verdacht auf eine Hörstörung die OAE-Messung zusätzlich zur Abklärung nutzen zu können.
Dazu kommt die ebenfalls 2022 ins Leben gerufene Tracking-Zentrale der Hörregion und der MHH, die die Früherkennung und Behandlung von Hörstörungen bei Neugeborenen verbessert. Die Zentrale erfasst die Hörtestergebnisse aller Neugeborenen in der Region und kontaktiert aktiv betroffene Familien, um eine frühzeitige Therapie einzuleiten. Das Modellprojekt soll auch in Zukunft weiter dazu beitragen, die Hörgesundheit aller Kinder zu sichern. „Wir sehen in der Arbeit mit schwerhörigen Schulkindern und auch durch die Ergebnisse unserer OAE-Studie, dass moderne Diagnostik nicht nur zeitsparend ist, sondern auch deutlich effektiver in der Erfassung der möglichen schwerhörigen Kinder. Ohne diesen auffälligen Schultest und die Empfehlung der ÄrztInnen hätten diese Kinder eine deutlich geringere Therapiechance“, betont Prof. Dr. Anke Lesinski-Schiedat von der MHH.