Alle Träume können wahr werden

Als Mejri Nabil für seinen neuen Job im KRH Klinikum Großburgwedel vor vier Jahren nach Deutschland kam, wusste er noch nicht, was für ein schwieriger Weg ihm bevorstehen würde. Von einem Leben in Deutschland erhoffte er sich eine bessere Zukunft für sich und seine Familie. Er hatte als studierte Pflegefachkraft bereits in Tunesien Deutsch gelernt und zahlreiche Bewerbungen an verschiedene Kliniken und Pflegeeinrichtungen in Deutschland geschickt, darunter Bayern, Frankfurt und Hamburg, und viele Vorstellungsgespräche geführt. Letztendlich erhielt er nach einem erfolgreichen digitalen Vorstellungsgespräch im KRH Klinikum Großburgwedel die Zusage, als Pflegehelfer zu arbeiten und dort seine deutsche Anerkennung zur Pflegefachkraft zu erlangen. Eine Entscheidung, die sein Leben grundlegend verändern sollte.
Für diesen Traum von einem besseren Leben musste er vorerst seine schwangere Ehefrau und die gemeinsame kleine Tochter in Tunesien zurücklassen. Ein Neuanfang, der mit vielen Unsicherheiten verbunden war. „Was mache ich hier?“ und „War es richtig, alles hinter mir zu lassen?“ waren Fragen, welche ihn in seinen ersten Nächten in Deutschland begleiteten, erzählt er heute. Auch der Gedanke daran, alles abzubrechen und zu seiner Familie zurückzukehren, beschäftigte ihn. Doch er blieb.
Kurz nach Nabils Ankunft in Deutschland wurde sein Sohn in Tunesien geboren, doch die Freude über die Geburt wurde von einem schweren Schicksalsschlag überschattet. Sein neugeborenes Kind erlitt eine lebensbedrohliche Atemnot und musste auf der Intensivstation behandelt werden. Die Angst und Ungewissheit belasteten ihn schwer. Sein neuer Arbeitgeber, das KRH Klinikum Großburgwedel, zeigte großes Verständnis und stellte ihn frei, sodass er nach Tunesien reisen konnte, um seiner Familie beizustehen. Nach Wochen der Sorge stabilisierte sich der Gesundheitszustand seines Sohnes, und Mejri kehrte mit neuer Kraft nach Deutschland zurück, entschlossen, seinen Weg fortzusetzen. Heute beschreibt er Großburgwedel als einen Ort, an dem er so viel Unterstützung und Zusammenhalt erfahren hat, dass er sich hier heimisch fühlt, als wäre er hier geboren.
Berufliche Ziele und Erfolge
Nabil hatte bereits in Tunesien angefangen, Deutsch zu lernen und das B1-Sprachzertifikat erfolgreich bestanden. Nach seiner Ankunft in Deutschland verbesserte er mit Hilfe seiner Kolleginnen und Kollegen sein Deutsch auf B2-Niveau und absolvierte eine erfolgreiche Sprachprüfung. Doch das war erst der Anfang seines Anerkennungsprozesses. Ein weiterer bedeutender Erfolg war die Anerkennung seines in Tunesien abgeschlossenen Pflegestudiums. Mit acht Jahren Berufserfahrung in Tunesien und seiner früheren Tätigkeit im Betriebsrat konnte er nun auch in Deutschland als qualifizierte Pflegefachkraft arbeiten. Dieser Moment bedeutete für ihn nicht nur berufliche Bestätigung, sondern auch die Erfüllung eines wichtigen persönlichen Ziels. Seine Fachkenntnisse und Erfahrungen in seinem neuen Heimatland einzubringen.
Doch sein Ehrgeiz reichte noch weiter. Er bestand erfolgreich die Einbürgerungsprüfung und wurde als erster internationaler Mitarbeiter in den Betriebsrat seines Klinikums aufgenommen. Dort bringt er sich aktiv ein, nimmt regelmäßig an Sitzungen teil und übernimmt zunehmend verantwortungsvolle Aufgaben.
Die Unterstützung seiner Kolleginnen und Kollegen spielte auf diesem Weg eine entscheidende Rolle. Viele von ihnen blieben nach der Arbeit länger, um ihm den Einstieg zu erleichtern. Auch Sascha Sandhorst, der Integrationsbeauftragte des KRH Klinikum Großburgwedel, begleitete Nabils Entwicklung mit großem Engagement. Von den ersten Schritten im Anerkennungsprozess bis hin zur Integration in den Klinikalltag stand er ihm als vertrauensvoller Ansprechpartner zur Seite. Diese Solidarität bestärkte ihn in seinem Willen, sich weiterzubilden. Ab September beginnt er eine Weiterbildung zum Praxisanleiter. Künftig wird er Schüler*innen und Fachkräfte in Anerkennung unterstützen. Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden wie er damals.
Neuanfang als Familie
Ein wichtiger Meilenstein war die Suche nach einem eigenen Zuhause. Ein Ort, an dem sich auch seine Familie wohlfühlen würde. Anfangs erhielt er große Unterstützung vom Klinikum, das ihm ein Wohnheim in unmittelbarer Nähe des Krankenhauses zu günstigen Konditionen zur Verfügung stellte. Dort lebte er einige Monate, bevor er eine eigene Wohnung fand.
2022 holte er seine Familie nach Deutschland. Seine beiden Kinder, sechs und vier Jahre alt, besuchen den Kindergarten, sind im Judo aktiv und erzielen dort Erfolge. Nabil erzählt, wie beeindruckend es ist zu sehen, wie sie sich mit Neugier und Begeisterung in die neue Umgebung integriert haben und dabei ihre eigenen Fähigkeiten entdecken. Auch seine Ehefrau hat intensiv Deutsch gelernt und verfügt mittlerweile über sehr gute Sprachkenntnisse. Gemeinsam haben sie sich ein neues Leben in Deutschland aufgebaut, Schritt für Schritt. Ihre Geschichte zeigt, dass Integration mehr ist als nur ein bürokratischer Prozess. Es ist ein langfristiger Weg, der von Entschlossenheit, Geduld und der Bereitschaft, in die Zukunft zu investieren, geprägt ist.
Mit seiner Geschichte möchte Mejri Nabil anderen Mut machen und ihnen zeigen, dass alles möglich ist, wenn man sich nicht entmutigen lässt und an seine Träume glaubt. Er möchte anderen Migrant*innen und Familien zeigen, dass es keine unüberwindbaren Hürden gibt, wenn man die nötige Unterstützung hat und selbst bereit ist, sich zu engagieren. Sein Motto lautet: Kopf hoch, weiter träumen.