Polizeiliche Kriminalstatistik 2016 der Polizeidirektion Hannover
Gesamtzahlen der Straftaten
Auch bei den Verstößen gegen das Aufenthalts- und Asylverfahrensgesetz verzeichnet die Polizeidirektion von 2015 auf 2016 einen erneuten Anstieg von 195 auf 3.817. Dieser ist im Wesentlichen auf einen Zuwachs in dem Deliktsfeld der unerlaubten Einreise auf 1.009 (plus 401) zurückzuführen.
Aufklärungsquote
Kluwe erklärte, dass auch die "bereinigten Aufklärungsquoten" mit der Entwicklung Schritt halten. Sie lagen im vergangenen Jahr bei 55,68 Prozent (ohne die "100-Prozent-Delikte" Erschleichen von Leistungen und Ladendiebstahl) beziehungsweise 53,98 Prozent (zusätzlich ohne die Verstöße nach dem Aufenthalts- und Asylverfahrensgesetz).
Tötungsdelikte
Sexualstraftaten
2016 wurden 148 Vergewaltigungen (plus ein Fall) an die Staatsanwaltschaft abgegeben, 143 Fälle von Kindesmissbrauch (minus elf) und 102 Fälle (minus 35) der Verbreitung pornografischer Erzeugnisse.
Raub
Im Einzelnen bedeutet dies: Rückläufige Zahlen beim räuberischen Diebstahl auf 203 (minus 25), bei den Raubüberfällen auf Geschäfte auf 61 (minus sechs), beim räuberischen Angriff auf Kraftfahrer auf acht (minus acht) und beim Handtaschenraub auf 49 (minus zwei). Eine Erhöhung zeigt sich hingegen im Deliktsfeld Straßenraub mit 362 Taten (plus 40).
Körperverletzung
Diebstahl
2016 präsentieren sich die Fallzahlen in einer anderen Konstellation: Für das Vorjahr ist bei den Diebstahlsdelikten erstmals wieder ein Rückgang um 1.585 Delikte auf 45.610 sichtbar. Die rückläufigen Zahlen sind insbesondere auf den Bereich des schweren Diebstahls auf 20.741 (minus 1.025) – und hier hauptsächlich des schweren Diebstahls an/aus Kraftfahrzeugen auf 3.671 (minus 509) -, aber auch auf den Bereich des einfachen Diebstahls auf 24.869 (minus 560) zurückzuführen.
Nicht so bei den sogenannten "Komplettentwendungen": Beim Diebstahl von Kraftwagen (ohne Motorräder) zeigte sich bereits 2015 ein Zuwachs um 27,67 Prozent (plus 163) auf 752 Taten. Dieser Trend setzte sich auch im vergangenen Jahr mit einem Anstieg um 11,44 Prozent (plus 86) auf 838 Taten fort. Aufgrund dieser Entwicklung geht die Polizeidirektion Hannover neue, strategische Wege. Seit Dezember 2016 werden diese Delikte zentralisiert in der Ermittlungsgruppe (EG) Kfz beim Zentralen Kriminaldienst bearbeitet. "Auf langfristige Sicht versprechen wir uns insbesondere mit der Bündelung und Koordination polizeilicher Maßnahmen eine noch effizientere Arbeit der in diesem Deliktsfeld eingesetzten Beamtinnen und Beamte und damit schlussendlich eine Reduzierung der Fallzahlen sowie eine Erhöhung der Aufklärungsquote", so der Polizeivizepräsident Jörg Müller.
Eine zentralisierte Bearbeitung findet bereits seit gut drei Jahren beim Wohnungseinbruchdiebstahl, der in besonderer Weise das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung belastet, statt. Nach einem eklatanten Anstieg 2013 auf 3.606 Taten (plus 824), hatte sich die Polizei Hannover zu diesem Schritt entschieden und die Ermittlungsarbeit in Stadt und Umland zentral auf Ermittlungseinheiten (EE) verteilt. Eine erste positive Änderung der Zahlen zeigte sich 2014 mit einem Rückgang um 558 auf 3.048 Taten und im Jahr darauf mit einem knapp dreiprozentigen Rückgang (minus 91) auf 2.957 Taten.
2016 bewegen sich die Fallzahlen bei diesem schwer aufzuklärenden Delikt mit 2.937 (minus 20 Taten) auf einem ähnlich hohen Niveau wie im Jahr davor, bei einer leicht rückläufigen Aufklärungsquote von 23,29 Prozent (Vorjahr: 25,77 Prozent). Der hohe Anteil, der im Versuch steckengebliebenen Wohnungseinbrüche von 42,78 Prozent in 2015 wurde im vergangenen Jahr mit 46,31 Prozent – der höchste Wert der letzten zehn Jahre – noch einmal getoppt und liegt damit erneut über dem Landestrend (40,20 Prozent). "Dass bei fast der Hälfte der Wohnungseinbrüche die Täter leer ausgehen verdeutlich einmal mehr, dass insbesondere technische Sicherungen eine große Wirkung entfalten können und Einbrecher abschrecken", so Volker Kluwe.
Betrug
Die Aufklärungsquote liegt hier bei 85 Prozent (2015: 84,19) und damit über dem Landestrend (80,42 Prozent).
Rauschgiftkriminalität
Anders bei den qualifizierten Taten, wie zum Beispiel dem illegalen Handel mit Betäubungsmitteln und der illegalen Einfuhr in nicht geringen Mengen: hier gab es 2016 einen zahlenmäßigen Rückgang um 81 Verfahren (minus 5,81 Prozent) auf 1.314. 2016 waren zehn Drogentote zu beklagen, im Jahr davor zwölf.
Polizeibeamte als Opfer einer Straftat
Die Gesamtzahl 762 beinhaltet unter anderem die Delikte Widerstand gegen Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamten und Körperverletzungen. Beide Bereiche haben Steigerungen erfahren. Die Widerstandshandlungen sind 2016 um acht auf 259 Verfahren angestiegen. Bei der leichten Körperverletzung registrierte die Behörde einen Anstieg auf 276 (plus 47). Wesentlich besorgniserregender ist der Anstieg im Bereich der gefährlichen und schweren Körperverletzungsdelikte auf 170 (plus 106) Taten.
"Ich begrüße grundsätzlich jede Maßnahme zum Schutz von Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten vor Gewalt", erklärt Volker Kluwe zu dem Vorstoß des Bundeskabinetts, Strafen für Angriffe auf Polizisten, Retter und Feuerwehrleute zu verschärfen. Und stellt klar, "dass verschärfte Sanktionierungen nur ein Baustein im Kampf gegen die zunehmende Respektlosigkeit gegenüber Polizistinnen und Polizisten sein können."
Cybercrime
Alkoholmissbrauch
Werden Deliktsbereiche wie "Körperverletzung" oder "Häusliche Gewalt" herausgegriffen, so liegt der Anteil der alkoholisierten Tatverdächtigen bei 26,32 beziehungsweise 30,29 Prozent (2015: 29,43 und 32,32 Prozent). "Wir werden nicht nachlassen uns bei diesem wichtigen Thema einzubringen wo immer es möglich ist", unterstrich Kluwe. "Der Zusammenhang zwischen Alkoholmissbrauch und Gewaltbereitschaft ist offenkundig."
Kriminalität im Kontext von Flüchtlingen
Im vergangenen Jahr wurden bei der Polizeidirektion Hannover insgesamt 11.489 Fälle registriert (7.848 ohne ausländerrechtliche Verstöße), zu denen 7.922 Flüchtlinge als Tatverdächtige ermittelt wurden (4.759 ohne ausländerrechtliche Verstöße). Dies bedeutet eine deutliche Steigerung gegenüber 2015 mit 8.744 Fällen (5.329 ohne ausländerrechtliche Verstöße) und 6.126 Flüchtlingen als Tatverdächtige (3.064 ohne ausländerrechtliche Verstöße).
Betrachtung der einzelnen Deliktsbereiche: Neben den Aufenthalts- und Asylverstößen, die 2016 um 198 auf 3.613 angestiegen und dabei insbesondere auf eine Fallzahlensteigerung im Bereich der unerlaubten Einreise auf 1.009 (plus 401) zurückzuführen sind, können im Wesentlichen Steigerungen in den Bereichen Erschleichen von Leistungen um 735 auf 1.795, der gefährlichen und schweren Körperverletzungsdelikte um 113 auf 277, bei der Beleidigung auf sexueller Basis um 44 auf 72 sowie dem Sozialleistungsbetrug um 68 auf 88 verzeichnet werden.
"Die Anzahl der durch Flüchtlinge begangenen Straftaten ist deutlich angestiegen. Aber auch der Anteil der Nichtdeutschen in der Bevölkerung ist um 1,31 Prozentpunkte auf 11,96 Prozent gestiegen, was zu einem großen Teil durch die zu uns gekommenen Flüchtlinge zu erklären ist", konstatiert Polizeipräsident Volker Kluwe. Und ergänzt, dass "die zahlenmäßigen Anstiege nicht die Schlussfolgerung zulassen, Flüchtlinge begehen in einem unverhältnismäßig hohen Umfang Straftaten. Die weit überwiegende Mehrheit begeht eben keine Straftaten."