Bessere Qualifizierungen für Tagesmütter und -väter

"Professionelle Vorbereitung und praktische Begleitung sind wichtig": Erwin Jordan, Dezernent für Soziale Infrastruktur der Region Hannover, Ava Menert-Selimovic, frisch qualifizierte Tagesmutter, Sonja Engelke, angehende Tagesmutter, sowie Nadja Heinrichs von der VHS Calenberger Land bei der Vorstellung der neuen Qualifizierungen für Tagesmütter und -väter.

Die Erwartungen an Tagesmütter und Tagesväter steigen zunehmend: Längst gehören frühes Fördern und Bilden neben der Betreuung der Kinder zu den Aufgaben von Tagespflegepersonen. Um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, bietet die Region Hannover seit Frühjahr 2016 regionsweit neue intensive Qualifizierungslehrgänge an – im Rahmen des Bundesprogramms Kindertagespflege und in Kooperation mit der Volkshochschule Calenberger Land. Der neue Lehrgang umfasst insgesamt 300 statt der bisher üblichen 160 Unterrichtsstunden und bietet neben einem Praxisteil eine intensive arbeitsbegleitende Betreuung. Der erste knapp zehnmonatige Durchgang wurde in diesen Tagen in Barsinghausen erfolgreich beendet, jetzt startet der zweite Qualifizierungslehrgang für angehende Tagespflegepersonen in Hannover. Am heutigen Montag, 6. März 2017, haben Erwin Jordan, Dezernent für Soziale Infrastruktur der Region Hannover, und Nadja Heinrichs, stellvertretende Leiterin der VHS Calenberger Land, das neue Programm vorgestellt.

"Wir wollen vor allem eins: dass angehende Tagesmütter und -väter die bestmögliche Vorbereitung auf ihre neue Tätigkeit erhalten und auch während ihrer Arbeit die Unterstützung und Begleitung bekommen, die sie brauchen. Das kommt allen zugute: den Tagespflegepersonen selbst, den Kindern und den Eltern", so Regionsrat Erwin Jordan. Seit 1. März 2016 ist die Region Hannover einer von bundesweit mehreren Modellstandorten, die das Bundesprogramm "Kindertagespflege: Weil die Kleinsten große Nähe brauchen" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) umsetzen. In insgesamt 300 Unterrichtseinheiten erfahren angehende Tagesmütter und -väter alles über ihre Rechte und Pflichten als Tagespflegepersonen, über pädagogische Ansätze zur frühen Förderung, Betreuungsinhalten und Erziehungsansätzen und über die Zusammenarbeit und Erziehungspartnerschaft mit Eltern. Darüber hinaus lernen sie, was bei dem Erstellen eines Businessplans zu beachten ist und wie zum Beispiel Unfälle vermieden werden können. Die Region Hannover übernimmt im Rahmen des Bundesprogramms die vollständigen Lehrgangsgebühren, sofern die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Region eine Erlaubnis zur Kindertagespflege beantragt haben. Zudem steht jeder angehenden Tagespflegeperson ein Budget über 200 Euro für Fachliteratur zur Verfügung.

Die 300 Unterrichtseinheiten der Maßnahme setzen sich zusammen aus einer tätigkeitsvorbereitenden Phase mit 160 Unterrichtsstunden und einer praxisbegleitenden Phase mit 140 Stunden. Außerdem gehören zwei Praktika mit insgesamt 80 Stunden zu der neuen Weiterbildung – bei einer erfahrenen Tagespflegeper­son und in einer Kindertagesstätte (vorzugsweise Krippe). "Das ist neu. Und gerade der Praxisanteil und die intensive Begleitung bei der Aufnahme der Arbeit als Tagesmutter oder -vater sind für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer besonders hilfreich und wichtig", erklärte Nadja Heinrichs von der Volkshochschule Calenberger Land, die die Lehrgänge durchführt. Die VHS Calenberger Land ist anerkannte Trägerin zur Maßnahmezertifizierung nach den Richtlinien des Bundesverbandes Kindertagespflege e.V. Nach erfolgreichem Kolloquium erhalten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein VHS-Zertifikat. So wie Ava Menert-Selimovic, sie ist frisch qualifizierte Tagesmutter und hat in diesen Tagen den ersten Qualifizierungslehrgang des Bundesprogramms in Barsinghausen abgeschlossen: "Gerade am Anfang fühlt man sich in manchen Situationen noch nicht so sicher – da hat es sehr geholfen, dass man sich direkt fachlich und in der Gruppe austauschen kann", resümiert sie. "Außerdem ist ein tolles Netzwerk untereinander entstanden, auf das wir sicherlich alle zurückgreifen werden."

Mit dem Bundesprogramm "Kindertagespflege: Weil die Kleinsten große Nähe brauchen" stärkt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend die Weiterentwicklung des Systems Kindertagespflege und die Sicherung der Qualität der pädagogischen Tätigkeit von Kindertagespflegepersonen. Von Januar 2016 bis Dezember 2018 werden rund 30 Modellstandorte gefördert, die das "Kompetenzorientierte Qualifizierungshandbuch Kindertagespflege" umsetzen.