Zecken und FSME: Impfen ist der einzige Schutz

Raten auch in der Region Hannover zur Impfung: Dr. Mustafa Yilmaz, Amtsarzt und Leiter des Gesundheitsamtes der Region Hannover (von links), Prof. Dr. Helmut Eiffert, Experte für klinische Infektiologie an der Universitätsmedizin Göttingen, und Dr. Masyar Monazahian, Virologe des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes.Foto: Draheim/Region Hannover

Wanderurlaub, Radfahren, Camping: Immer mehr Menschen zieht es im Urlaub und Freizeit in die Natur. Eine Gefahr wird dort oftmals unterschätzt: die Zecke. Diese Tiere können neben der Borreliose auch eine durch Viren bedingte Frühsommerhirnhaut- und Hirnentzündung (FSME) übertragen, die schwere Komplikationen bis hin zu bleibenden Lähmungen zur Folge haben kann. Man kann sich gegen eine FSME-Erkrankung jedoch wirksam schützen: mit einer Impfung. Gemeinsam haben am Freitag, 19. 2017, Experten vom Niedersächsischen Landesgesundheitsamt, von der Universität Göttingen und vom Gesundheitsamt der Region Hannover Fakten zur Zecke, zur Verbreitung und zum Schutz gegen die Tiere aufgezeigt.

Neben vielen Ländern Mittel- und Osteuropas gibt es insbesondere in Süddeutschland ein hohes Risiko, sich bei einem Zeckenstich mit FSME zu infizieren. In Niedersachsen gibt es noch kein ausgewiesenes Risikogebiet und damit auch keine allgemeine Impfempfehlung. "Aber auch in Niedersachsen werden immer wieder FSME-Erkrankungen registriert, im Jahr 2016 insgesamt elf Fälle", berichtete Dr. Masyar Monazahian vom Niedersächsischen Landesgesundheitsamt. "Bei vier dieser Fälle kann davon ausgegangen werden, dass die Infektion in Niedersachsen erfolgt ist. Damit ist eine mögliche Infektion mit dem FSME-Virus in Niedersachsen zwar immer noch sehr unwahrscheinlich, aber nicht mehr völlig auszuschließen." Um mehr über die Verbreitung von FSME in Niedersachsen zu erfahren, führt das Landesgesundheitsamt seit 2006 eine Studie mit Forstbediensteten durch und untersucht stichprobenartig Zecken in Niedersachsen auf den Erreger der FSME.

Erkrankt man an einer FSME, treten nach einer Inkubationszeit von rund sieben bis 14 Tagen zunächst Symptome auf, die vergleichbar mit einem grippalen Infekt sind. Dazu gehören Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und ein starkes Krankheitsgefühl. Wer an der FSME erkrankt, merkt dies nicht unbedingt: Bei 70 bis 80 Prozent der Infizierten verläuft die Erkrankung sehr milde und ähnelt eher einer Sommergrippe.

"In 20 bis 30 Prozent aller Fälle kommt es nach einem symptomfreien Intervall aber zu starken Krankheitssymptomen, verbunden mit hohem Fieber, sagt Prof. Dr. Dr. Helmut Eiffert von der Universitätsmedizin Göttingen. "Dann kann es zu einer Hirnhautentzündung, einer Gehirnentzündung oder einer Entzündung des Rückenmarks kommen. In diesen Fällen besteht die Gefahr von bleibenden neurologischen Schäden, beispielsweise in Form anhaltender Lähmungen oder zerebraler Krampfleiden."

Arzneimittel, mit denen sich eine FSME-Erkrankung behandeln und heilen lässt, gibt es nicht. Aus diesem Grund kommt der Impfung eine besondere Bedeutung zu. Gerade Kinder sollten den nötigen Impfschutz erhalten, da sie durch ihr altersbedingtes Verhalten in der freien Natur in starkem Maße den Zecken und ihren Stichen ausgesetzt sind. Auch für bestimmte Personengruppen, die sich berufs- oder freizeitbedingt viel in der Natur aufhalten, ist eine Impfung sinnvoll.

"Um einen sicheren Schutz zu erreichen, sind mindestens zwei Impfungen im Abstand von zwei Wochen notwendig", sagt Dr. Mustafa Yilmaz, Leiter des Fachbereichs Gesundheit der Region Hannover. Nach diesen zwei Impfungen besteht bereits ein Schutz, der allerdings nur etwa ein Jahr anhält. Bei einer dritten Impfung, fünf bis zwölf Monate nach der zweiten Impfung, hält der Schutz dann mindestens drei Jahre. "Daher sollte man unbedingt rechtzeitig vor Beginn der Urlaubsreise an die Impfung denken", sagt Dr. Yilmaz.

Bei Reisen in FSME-Risikogebiete im europäischen Ausland müssen die Kosten für eine Schutzimpfung von den Reisenden selbst getragen werden. Einige Krankenkassen erstatten jedoch den Betrag bei Vorlage der ärztlichen Rechnung.

Neben der Impfung gibt es weitere Vorsorgemaßnahmen, um sich vor Zeckenstichen zu schützen:

  • Insbesondere beim Durchstreifen des Unterholzes sollte möglichst den Körper bedeckende helle Kleidung (auf der man Zecken gut erkennen kann) und festes Schuhwerk getragen werden.
  • Zeckenabweisende Hautschutzmittel sollten eingesetzt werden, bieten aber keinen 100-prozentigen Schutz vor Zeckenstichen.
  • Kinder sollten nach dem Spielen in Wald und Wiese gründlich abgesucht werden. Das gilt natürlich auch für Erwachsene, wenn sie sich in entsprechender Umgebung aufgehalten haben. Zecken bevorzugen dünne und warme Hautstellen. Deshalb sollte an den Armen, in den Kniekehlen, am Hals und Kopf sowie im Schritt gründlich nach Zecken gesucht werden.
Auch bei Spaziergängen mitgeführte Tiere sollten immer kontrolliert werden, da umherwandernde und noch nicht angesaugte Zecken bei engem Kontakt auf den Menschen übergehen können.

Und wenn man eine Zecke findet, die bereits zugestochen hat, gilt immer: Zecken möglichst schnell entfernen, da sie auch andere Krankheiten übertragen können, gegen die man sich nicht impfen lassen kann, wie die Borreliose. Die Entfernung der Zecke kann mit den Fingerspitzen oder einem Hilfsmittel wie einer Pinzette oder einem anderen geeigneten Zeckenentferner (zum Beispiel Zeckenkarte, -zange, -schlinge) geschehen. Dabei sollte die Zecke dicht an der Hautstelle, an der sie sich festgesaugt hat, gefasst und dann vorsichtig herausgezogen werden, ohne die Zecke zu zerquetschen. Anschließend sollte die Stichstelle möglichst desinfiziert werden.