Mehr Paare, mehr Junge: 2018 war ein gutes Storchenjahr
"2018 ist damit vom Brutergebnis, vor allem aber von der Paarzahl und der Reproduktion her noch ein gutes Storchenjahr geworden", diese Bilanz zieht Dr. Reinhard Löhmer, ehrenamtlicher Beauftragter für die Weißstörche in der Region Hannover, in seinem Jahresbericht.
Der Bericht im Wortlaut:
Weißstörche in der Region Hannover im Jahre 2018
Rückkehr der Störche und Hostbesetzung
Wegen des erneut milden Winters sind die "Westzieher" schon ab Anfang Februar zurückgekommen. Bis Mitte März waren schon über 60 Prozent der Nester in der Region besetzt. Die Anzahl der westziehenden Störche ist damit nochmals größer geworden.
Die "Ostzieher" hatten auf dem Heimzug wieder Probleme – dieses Mal in Südosteuropa. Der Kälteeinbruch Ende März bereitete ihnen erhebliche Probleme beim Überqueren oder Umfliegen der Karpaten. Es gab einen Zugstau in Rumänien und Bulgarien. Teilweise kehrten die Störche sogar um. Die Mehrzahl der ostziehenden Population traf Mitte/Ende April ein.
Früh verpaarte Störche (Überwinterer und Westzieher) saßen schon in der letzten Märzdekade auf ihren Gelegen. Die Nachzügler begannen erst Ende April mit der Brut.
Von den Vorjahresnestern hat es in Burgdorf und Suttorf keine Bruten mehr gegeben. Diese Lücken wurden allerdings geschlossen durch Neugründungen in Bredenbeck und Koldingen, wo Störche Mitte April ohne Hilfe auf Kaminen mit einem Nestbau begonnen haben. In Engelbostel war das Nest in der Ortsmitte wieder besetzt. In Bilm brütete erstmals ein Paar auf einer Masthilfe, die von der örtlichen Jägerschaft aufgestellt worden war. Daneben gab es noch weitere Nestbauten von vermutlich jüngeren Störchen in Gleidingen und Dolgen oder auch nur Gründungsversuche in Großenheidorn und Alt-Laatzen.
Insgesamt waren in der Region Hannover 61 Nester mit Brutpaaren besetzt – nochmals zwei mehr als im Vorjahr.
Der Aufwärtstrend im Storchenbestand der Region hält unvermindert an und hat damit nochmals die bei der ersten landesweiten Erfassung im Jahre 1934 ermittelte Zahl von 55 Nestern deutlich überschritten! Der Zuwachs an Brutpaaren entspricht dem anhaltend positiven Trend der westziehenden Population – ganz im Gegensatz zu den "Ostziehern", deren Bestand stagniert oder sogar leicht rückläufig ist.
Brutverlauf
Das Nahrungsangebot war insgesamt kritisch einzuschätzen. Lediglich die schon im April geschlüpften Jungen konnten noch hinreichend mit Regenwürmern versorgt werden. Danach folgte die Trockenheit und damit konnten weniger Regenwürmer gesammelt werden. Die Engpässe in der Ernährung konnten im Mai und Juni durch Großinsekten wie Heuschrecken oder Käfer nur bedingt kompensieren. Die Feldmaus fehlte weitgehend. Niederschläge und kalte Nachttemperaturen spielten in diesem Sommer keine Rolle.
Das ungünstige Nahrungsangebot schlägt sich im Brutergebnis nieder. Neun Paare (24,3 %) hatten nur ein Junges, 16 Paare nur zwei Junge (43,2 %). Bei den Einser- und Zweier-Bruten kann davon ausgegangen werden, dass mehr Junge geschlüpft waren. Es ist zu vermuten, dass bis zu drei Junge wegen Unterernährung nicht überlebt haben. Zwölf Brutpaare (19,7 %) sind ohne Nachwuchs geblieben. In Stöckendrebber scheiterte die Brut durch den Ausfall der Störchin, die mit einem Kraftfahrzeug kollidiert war. Die Brut in Meyenfeld wurde aufgegeben, als nach einem Kampf Anfang Mai der flügelverletzte Storch vertrieben worden war.
Acht Dreier- und vier Vierer-Bruten "schönen" die Statistik. Völlig überraschend war, dass in Grasdorf und Luthe sogar fünf Junge ausgeflogen sind. Im Flußabschnitt der Leine von Grasdorf bis Bordenau waren die Brutpaare deutlich reproduktiver als in der übrigen Region. Es ist zu vermuten, dass sie hier vom niederschlagsreichen Winter verbunden mit den Überschwemmungen profitiert haben.
Insgesamt sind zwölf Paare ohne Nachwuchs geblieben. Das ist mit 19,7 Prozent ein vergleichsweise durchschnittlicher Wert.
Die 49 erfolgreichen Paare haben 112 Junge aufgezogen (2017: 102). Bezogen auf alle Paare hat es damit 1,84 Junge pro Paar gegeben. Dieser Wert liegt im Bereich des langjährigen Mittelwerts von 1,8 Jungen pro Paar.
2018 ist damit vom Brutergebnis, vor allem aber von der Paarzahl und der Reproduktion her noch ein gutes Storchenjahr geworden.
Erwähnt werden müssen noch die zahlreichen Nichtbrüter, die in der Region schon im April zu beobachten waren. Diese jungen Störche am Übergang zur Geschlechtsreife haben sich in Trupps "herumgetrieben" oder haben als "Verlobungspaare" Interesse an den einem oder anderen Standort gezeigt. Sie sind die Brutreserve der Population, um die man sich zurzeit keine Sorge machen muss.
Horstpaare 2018 in den Städten und Gemeinden der Region Hannover mit dem Bruterfolg (ausgeflogene Junge)
Burgdorf | 1 Brutpaar mit insgesamt 1 Jungen |
Burgwedel | 1 Brutpaar mit insgesamt 1 Jungen |
Garbsen | 5 Brutpaare mit insgesamt 10 Jungen |
Hannover | 3 Brutpaare mit insgesamt 8 Jungen |
Isernhagen | 2 Brutpaare mit insgesamt 2 Jungen |
Laatzen | 2 Brutpaare mit insgesamt 5 Jungen |
Langenhagen | 4 Brutpaare mit insgesamt 4 Jungen |
Lehrte | 4 Brutpaare mit insgesamt 7 Jungen |
Neustadt | 15 Brutpaare mit insgesamt 24 Jungen |
Pattensen | 1 Brutpaar mit insgesamt 0 Jungen |
Ronnenberg | 1 Brutpaar mit insgesamt 2 Jungen |
Seelze | 1Brutpaar mit insgesamt 2 Jungen |
Sehnde | 1 Brutpaar mit insgesamt 2 Jungen |
Uetze | 4 Brutpaare mit insgesamt 7 Jungen |
Wedemark | 3 Brutpaare mit insgesamt 6 Jungen |
Wennigsen | 1 Brutpaar mit insgesamt 2 Jungen |
Wunstorf | 12 Brutpaare mit insgesamt 29 Jungen |