Netzgipfel: Interessenverband Suedlink erwartet fairen Umgang mit Grundbesitzern
Die seit den 1960er Jahren gezahlten Einmalentschädigungen seien für die SuedLink-Stromautobahn als Hauptschlagader der Energiewende nicht mehr zeitgemäß. In einer Beispielrechnung hat der Interessenverband deutlich gemacht, dass Netzbetreiber infolge Mitwirkens der Grundeigentümer während des Trassenbaus eine Baubeschleunigung erzielen und so Kosten für Noteingriffe ins Stromnetz (Redispatch) in einer Größenordnung sparen könnten, die die Forderungen der Grundbesitzer nach regelmäßig wiederkehrenden Zahlungen deutlich überkompensieren würden. Gleichzeitig würden auch die Stromkunden nachhaltig entlastet.
Die Suedlink-Trasse liegt im Verantwortungsbereich des Netzbetreibers TenneT, eine hundertprozentige Tochter des holländischen Finanzministeriums. "Das Unternehmen verdient damit viel Geld, nämlich gesetzlich garantierte Renditen von aktuell jährlich mindestens 9 Prozent des eingesetzten Kapitals. Das sei ihm gegönnt", wie der Interessenverband meint – aber nur, "wenn die Grundbesitzer, in deren Flächen die neue Stromautobahn verlegt werden sollen, nicht mit einer Einmalentschädigung abgespeist werden, wie es vor 50 Jahren üblich war". Für die SuedLink-Leitung müsse die Vergütung an die Entwicklung im 21. Jahrhundert angepasst werden – wie auch 2015 bei "Ab in die Erde".
Der Interessenverband vertritt die Basis der Grundbesitzer, behalte dabei aber auch die Belange der Stromkunden und Netzbetreiber im Blick. Das müsse sich keineswegs ausschließen. Der Interessenverband erwarte von Minister Altmaier, dass er "beim Netzgipfel endlich den politischen Durchbruch bei der Beschleunigung des Stromnetzausbaus schafft". Wenn die Interessen der betroffenen Grundbesitzer nicht berücksichtigt werden, sehen sich der Interessenverband beziehungsweise seine Mitglieder in der Pflicht, Gerichte zu bemühen, um ihr Recht am Eigentum zu schützen. Viel kostbare Zeit würde sinnlos vergeudet. Der Verbandsvorsitzende Hans-Werner Behrens erinnert an die im Koalitionsvertrag vereinbarte Prüfung auf wiederkehrende Zahlungen und hofft, dass "alle hier eingebundenen Länderminister und Bundesminister Altmaier die Vorteile eines gemeinsamen Miteinanders erkennen".
Netzausbau dient nicht der Energiewende
Das Mantra über den angeblich notwendigen Transport von Windstrom in den energiearmen Süden Deutschlands war und ist ein wirksamer Schachzug, um zu suggerieren, der massive Neubau von Stromtrassen sei der Energiewende zuzuschreiben. Einer kritischen Prüfung hält diese Behauptung jedoch nicht Stand. Das Eingeständnis, dass die großen Übertragungsleitungen in erster Linie dem grenzüberschreitenden Stromhandel und somit der Gewinnmaximierung für die Großkonzerne auf Kosten der Stromkunden dienen, ließe sich nicht annähernd so gut verkaufen. Die Tatsache, dass Deutschland als Transitland für Europas Stromverbundnetz eine zentrale Rolle spielen soll, könnte ebenfalls unliebsame Fragen aufwerfen – nicht zu vergessen die weiteren Kohle- und Atomstromlieferungen aus dem benachbarten Ausland. Mit einer besseren regionalen Verteilung der Erzeugung Erneuerbarer Energien und Speichertechnik wird die derzeitig geplante hohe Anzahl an neuen Stromtrassen technisch und wirtschaftlich überflüssig. mehr: https://www.stromautobahn.de/klares-nein-zu-minister-altmaiers-beruhigungsveranstaltung-fuer-trassengegner/
Siegfried Lemke Umweltschutzverein in Isernhagen und Umgebung e.V.
Mitglied des Bundesverbandes der Bürgerinitiativen gegen Südlink (http://bundesverband-gegen-suedlink.de/)