Polizeidirektion Hannover stellt die Verkehrsunfallstatisitik 2018 vor

Polizeivizepräsident Jörg Müller hat am gestrigen Freitag, 29. März 2019, den Verkehrssicherheitsbericht der Polizeidirektion (PD) Hannover für das Jahr 2018 präsentiert. "Der positive Trend der rückläufigen Verkehrsunfallzahlen spiegelt sich leider nicht bei den verletzten sowie getöteten Menschen wider. Somit sehen wir dort weiterhin Handlungsbedarf und müssen durch gezielte Verkehrsunfallprävention und Kontrollen an einer Reduzierung der Anzahl an Schwerverletzten und Getöteten arbeiten", berichtet Müller bei der Veröffentlichung der Statistik.

Im Wesentlichen wird der Verkehrssicherheitsbericht geprägt von einer Senkung der Gesamtunfallzahl auf 36.721 (2017: 37.324), einem Anstieg der Verkehrstoten auf den Bundesautobahnen (BAB), einer Steigerung der an Verkehrsunfällen beteiligten Radfahrerinnen und Radfahrern sowie mehr verunglückten Senioreninnen und Senioren. Die Behörde verzeichnete einen Rückgang bei den im Umland getöteten Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmern sowie verletzten Kindern.

Verkehrstote

Die beiden Hauptursachen für die 48 (2017: 47) bei Verkehrsunfällen Getöteten waren überhöhte Geschwindigkeit (20 Prozent) und mangelnder Sicherheitsabstand (elf Prozent). Rückgänge stellte die PD Hannover bei zwei von drei Risikogruppen fest. So kamen im vergangenen Jahr ein Kind (2017: zwei) sowie 13 Senioreninnen und Senioren (2017: 19) ums Leben. Jedoch stieg die Zahl der getöteten Heranwachsenden um fünf auf acht an.

Bei der Betrachtung der getöteten Personen nach Verkehrsbeteiligung fällt auf, dass die Polizei bei fast allen Verkehrsarten einen Rückgang (Pkw minus zwei, Fahrrad minus eins und Fußgänger minus fünf) bilanzierte. Bei den verstorbenen Lkw-Insassinnen und -Insassen wurde ein Anstieg um sechs auf neun Getötete verzeichnet.

Bei der Betrachtung der regionalen Verteilung lässt sich erkennen, dass die PD Hannover insbesondere auf den Autobahnen (A2, A7, A37 und A352) eine Steigerung bei den tödlich Verunglückten auf 18 (2017: zehn) verzeichnen musste. 15 Menschen ließen bei 13 Unfällen auf der BAB 2 ihr Leben. An elf dieser Unfälle waren Lkw beteiligt, von denen in neun Fällen die Führerin oder der Führer eines Lkw als Unfallverursacherin oder Unfallverursacher geführt worden ist.

"In 80 Prozent der tödlich verlaufenen Verkehrsunfälle auf der A2 wurde als Ursache ein Auffahren auf ein stehendes oder vorausfahrendes Fahrzeug erfasst. Da eine deutliche Mehrheit der Zusammenstöße von Lkw-Fahrerinnen oder Lkw-Fahrern verursacht worden ist, kann ich mich nur der Empfehlung des Deutschen Verkehrsgerichtstages anschließen. Wir brauchen auf internationaler Ebene eine rechtssichere Einführung eines Notbrems- sowie Abbiegeassistenten für Lkw und Busse. Ich begrüße daher den von der EU-Kommission gefassten Entschluss zur europaweiten Einführung eines Abbiegeassistenten für Lkw und Busse", so Müller.

Im Umland gab es im Vergleich zu den Autobahnen einen gegenläufigen Trend. Dort ließen 17 (2017: 25) Personen ihr Leben. In der Landeshauptstadt registrierte das Verkehrsdezernat mit 13 Toten eine Zahl auf Vorjahresniveau (zwölf).

Schwer- und Leichtverletzte

Die Polizeibehörde musste Steigerungen bei den verletzten Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern verzeichnen. Im vergangenen Jahr zogen sich 5.844 (2017: 5.532) Personen leichte Blessuren bei Unfällen im Straßenverkehr zu. Dies bedeutet eine prozentuale Steigerung um 5,6 Prozent. Erfreuliche, positive Rückgänge verzeichnete die PD Hannover mit 377 (2017: 422) leichtverletzten Kindern. In Prozent ist dies ein Minus von 10,7.

Mit Sorge betrachtet die Behörde die Gesamtanzahl der Schwerverletzten. Dort wurde mit 682 (2017: 631) verletzten Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern ein Zehn-Jahres-Hoch erreicht. Prozentual ist das eine Steigerung um 8,1.

Die PD Hannover führt die Anstiege auf folgende drei Faktoren zurück. So gab es Zunahmen der Unfälle mit Verletzten auf den Autobahnen (plus 15,4 Prozent), der Beteiligung der Radfahrenden (plus 16,7 Prozent) sowie der Gruppe der Seniorinnen und Senioren (plus 14,2 Prozent). Für die Polizei Hannover kristallisieren sich damit Themenfelder heraus, bei denen im Rahmen der Präventionsarbeit Schwerpunkte gesetzt werden müssen.

Risikogruppen

Bei der Gesamtanalyse der drei Risikogruppen Kinder (bis einschließlich 14 Jahre), junge Erwachsene (18 bis 24 Jahre) und Seniorinnen sowie Senioren (ab 65 Jahre) im Straßenverkehr kann die Behörde einen Rückgang bei den verletzten und getöteten Kindern verzeichnen. Hingegen registrierte die PD Hannover Steigerungen bei den verunglückten jungen Erwachsenen sowie Seniorinnen und Senioren.

Die Risikogruppe der Kinder weist seit 2016 rückläufige Zahlen auf. So wurden im vergangenen Jahr 413 (2017: 459) junge Menschen bis 14 Jahren im Straßenverkehr verletzt. Besonders positiv ist, dass immer weniger Kinder als Mitfahrerinnen oder Mitfahrer in Kraftfahrzeugen (minus 25,3 Prozent) verletzt oder getötet worden sind.

"Diese Entwicklung der rückläufigen Zahlen stimmt uns sehr positiv und bestärkt uns mit unserer Zielsetzung bei der Verkehrssicherheitsarbeit. Allerdings dürfen wir uns nicht auf diesem Trend ausruhen und müssen weiter im Bereich der Verkehrssicherheitsarbeit unserer Jüngsten arbeiten. Deshalb werden wir auch zukünftig neben der Prävention auch bei Verkehrskontrollen auf die ordnungsgemäße Verwendung von Rückhaltesystemen und Sicherheitsgurten achten.", erläutert der Polizeivizepräsident.

Einen leichten Anstieg bei den Verunglückten musste die Polizei Hannover bei den jungen Erwachsenen verzeichnen. Zwar ist die Zahl der nunmehr 909 (2017: 897) Verletzten lediglich leicht gestiegen, jedoch weist insbesondere die Anzahl mit acht (2017: drei) Getöteten eine deutliche Steigerung auf. Gleichzeitig ging die Anzahl (64) der Schwerverletzten jungen Erwachsenen im Vergleich zu 2017 (75) zurück. Im Zusammenhang mit dieser Risikogruppe muss der tragische Verkehrsunfall auf der Bundesstraße (B) 217 vom 30. September 2019 genannt werden, bei dem zwei junge Menschen bei einem Baumunfall ihr Leben ließen.

Bei der dritten Risikogruppe der Senioreninnen und Senioren ergibt sich zunehmend ein Handlungsfeld für die PD Hannover. So wurden im vergangenen Jahr 915 (2017: 809) ältere Personen bei Unfällen verletzt. Damit wurde mit einem prozentualen Anstieg um 13,1 Prozent ein neuer Höchststand im Zuständigkeitsbereich der hannoverschen Sicherheitsbehörde erreicht. Begründet wird dies mit der immer älter werdenden Gesellschaft und dem steigenden Bedürfnis der Seniorinnen und Senioren mobiler zu sein. Im Besonderen nehmen immer mehr Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer dieser Gruppe als Rad- oder Pedelec-Fahrende am Straßenverkehr teil.

Radfahrer

Seit 2015 registriert die PD Hannover steigende Verletztenzahlen im Zusammenhang mit Radfahrenden, insbesondere im vergangenen Jahr ist die Zahl auf 2057 (2017: 1764) Verunglückte gestiegen. Dies bedeutet einen Anstieg um 16,6 Prozent. Noch markanter ist die Steigerung bei den verunglückten Pedelec-Fahrerinnen und -Fahrern mit 85,3 Prozent. Waren noch im Jahr 2017 102 Fahrerinnen sowie Fahrer mit einem Pedelec verletzt worden, stieg die Anzahl im vergangenen Jahr auf 189 Personen an.

Verkehrsunfälle mit Stadtbahnen

Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle befindet sich seit 2014 auf einem ähnlichen Niveau. Die Zahl der 75 Verletzten rangiert auf dem Level von 2017 (74). Zwei Personen wurden bei Unfällen mit Stadtbahnen tödlich verletzt. Ursächlich dafür war in beiden Fällen eine alkoholbedingte Beeinträchtigung der Getöteten.

Verkehrsstraftaten – Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort

Im vergangenen Jahr ergab die polizeiliche Zählung der sogenannten Verkehrsunfallfluchten eine Gesamtzahl von 10.319 (2017: 10.097). Der Trend der Vorjahre setzt sich damit leider weiter fort. Immer mehr Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer flüchten damit nach einer Kollision vom Unfallort. In Bezug zur Gesamtunfallzahl bedeutet dies, dass bei jedem vierten Unfall (28,1 Prozent) sich mindestens ein Beteiligter unerlaubt vom Ort des Geschehens entfernt. Positiv: In 41,7 Prozent der Fälle wird ein Tatverdächtiger von der Polizei ermittelt.

"Wir beobachten bei der Verkehrsunfallflucht eine problematische Entwicklung. Ich möchte daher den Appell, sich nicht unerlaubt nach einem Unfall vom Ort zu entfernen, an alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer richten. Es handelt sich hier um kein Kavaliersdelikt. In vielen Fällen bleibt den Geschädigten der finanzielle Schaden. Daher bitte ich auch Zeugen einer Verkehrsunfallflucht darum, sich stets bei der Polizei zu melden und so bei der Aufklärung der Verkehrsstraftat zu helfen.", sagt Müller.

Verkehrsunfallprävention

Zwei Zielgruppen werden bei der diesjährigen Verkehrssicherheitsarbeit in den Fokus gerückt. Die PD Hannover setzt weiterhin, wie auch im Jahr 2018 mit 4.813 Präventionsveranstaltungen, einen deutlichen Schwerpunkt bei der Verkehrserziehung der Kinder und Jugendlichen. Beamtinnen und Beamte der Behörde werden wieder Schulwegüberwachungen, Radfahrausbildungen und Elternabende durchführen.

Im Blick behält die hannoversche Polizei ebenfalls die Risikogruppe der Seniorinnen und Senioren. So wurden bereits im vergangenen Jahr von Beamte 253 Veranstaltungen zu den Themen wie Radfahren, Verhalten in Bus und Bahn, Sichtbarkeit in der Dunkelheit sowie Fit im Auto abgehalten. Bei letzterem Projekt wird im Anfang April 2019 der 1.000 Teilnehmer dieser Veranstaltungsreihe begrüßt.

"Bereits bei der Präsentation der Verkehrsunfallstatistik 2017 haben wir angekündigt, aufgrund der zunehmenden Pedelec-Nutzerinnen und -Nutzer im Straßenverkehr und der damit einhergehenden steigenden Anzahl an Verletzten hat sich die PD Hannover in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern entschlossen, eine Präventionsveranstaltung anzubieten. Nun sind wir soweit und starten im zweiten Quartal 2019 das Projekt "Pedelec fahren – aber sicher!". Interessierte können sich demnächst auf unserer Internetseite über Termine in ihrer Nähe informieren.", so Müller.

Das zweite große Präventionsprojekt, welches ebenfalls enormen Zuspruch erfährt, ist "Abgelenkt … ist NEBEN der Spur!". Im Jahr 2018 haben insgesamt 2.205 Schülerinnen und Schüler an 19 Veranstaltungen teilgenommen. Dieses Projekt wird auch weiterhin an den Schulen der Region Hannover für Fahranfängerinnen sowie -anfänger der 11. Klassen ausgerichtet. Mittlerweile ist dieses Projekt fester Bestandteil im Präventionsprogramm der PD Hannover.

Verkehrsüberwachung

Ein ebenfalls wichtiger Bestandteil der Verkehrssicherheitsarbeit ist die Verfolgung von Fehlverhalten im Straßenverkehr. Die PD Hannover verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz, indem Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer nach einem Verstoß kontrolliert werden. Ziel der Polizei Hannover ist es, dass durch die Kontrolle eine Verhaltensänderung bei der Fahrerin oder dem Fahrer hervorgerufen wird.

Beamtinnen und Beamte der Polizei Hannover haben im vergangenen Jahr 29.686 (2017: 42.157) Geschwindigkeitsverstöße festgestellt. Dies bedeutet ein Minus von 29,6 Prozent. Die stark sinkende Anzahl an Feststellungen liegt an der vollständigen Zerstörung des Laser Enforcement Trailer bei einem Verkehrsunfall im Juli 2018.

Weiterhin registrierte die PD Hannover im letzten Jahr 8.115 Mobiltelefonverstöße (plus 6,0 Prozent), 1.101 Fahrten unter Drogenbeeinträchtigung (minus 4,8 Prozent) und 1.703 Fahrten unter Beeinflussung alkoholischer Getränke (plus 4,5 Prozent) fest.

Die Präsentation zur Verkehrsstatistik 2018 ist unter www.pd-h.polizei-nds.de/verkehr/statistik zu finden.