Flächentausch für den Artenschutz: „Bibersee“ bei Koldingen bleibt
"Das Projekt beschäftigt uns schon länger", sagt Regionsumweltdezernentin Christine Karasch. "Uns war schnell klar, dass wir den Bibersee für den Artenschutz sichern und weiterentwickeln wollen. Das geht am besten, wenn die Fläche uns gehört. Gleichzeitig haben die Besitzer ein berechtigtes Nutzungsinteresse. Wichtig war deshalb, dass alle Akteure miteinander gesprochen und gemeinsam eine kreative Lösung gefunden haben."
Die Landwirte Heinrich Schnehage und Friedrich Thiemann freuen sich, dass sie das neue Ackerland ab dem Herbst bewirtschaften können. "Die Fläche bei Koldingen direkt an die Region zu verkaufen, war keine Option", erklärt Schnehage. "Uns geht es nicht um finanzielle Entschädigung, sondern hauptsächlich darum, dass wir weiter unsere Arbeit machen können." Zwar läge das Ersatzland etwas weiter entfernt. "Aber dafür ist der Biber zurück in Pattensen. Das ist ein Kompromiss, mit dem wir gut leben können."
Der Gewässer- und Landschaftspflegeverband Mittlere Leine (GLV) ist für den Gewässerablauf vor Ort zuständig und hat den Kontakt zwischen Region und NLG hergestellt. "Unsere Arbeit findet meist im Spannungsfeld zwischen Naturschutz und menschlicher Nutzung statt. Wir verstehen uns deshalb als Vermittler", erläutert Verbandsvorsteher Eckehardt Baumgarte. "Wir haben uns von Anfang an für den Erhalt des Bibersees stark gemacht, weil die Auswirkungen auf die Artenvielfalt enorm sind. Rund um das Gewässer rasten und brüten inzwischen zahlreiche Vogelarten."
Nun soll das Biotop weiter aufgewertet werden: Eine Wasserbüffelherde hält die Fläche künftig schonend offen. Dazu planen Region und GLV, gezielt Bereiche abzugraben, sodass weitere kleine Flachgewässer entstehen. Langfristig entsteht so ein idealer Lebensraum für zahlreiche Insekten-, Vogel- und Amphibienarten – und auch der Biber fühlt sich hoffentlich weiterhin wohl.
Hintergrund
Jahrhunderte lang war der Biber in ganz Europa verbreitet. Im 19. Jahrhundert wurde er durch Bejagung und Lebensraumverlust aber fast gänzlich ausgerottet. In Niedersachsen galt der Biber seit etwa 1856 als ausgestorben. Anfang des 21. Jahrhunderts, nach fast 150 Jahren, begann "Meister Bockert" eigenständig, sich seine ursprünglichen Verbreitungsgebiete zurückzuerobern. Besonders rasant erfolgte die Rückkehr des Nagers in der Region Hannover: 2007 waren acht Tiere in Laatzen und bei Neustadt bekannt. Heute gibt es in der Region etwa 50 bekannte Reviere, in denen rund 170 Biber leben.