NGG warnt vor „Azubi-Vakuum“ in Bäckereien: Nur noch 157 Azubis in Bäckereien und Filialen
Damit werde es immer schwieriger, junge Menschen für das Backen als "Frühaufsteher-Handwerk" zu begeistern. Das Bäckerhandwerk müsse dem Nachwuchs mehr bieten. "Und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt: Mit 680 Euro im ersten und 885 Euro im dritten Ausbildungsjahr kann man junge Menschen weder in die Backstube noch an die Verkaufstheke locken. Denn mit so wenig Geld kommt keiner mehr klar", so Melcher.
Die Zahl der Bäckerei-Azubis sei bereits rapide nach unten gegangen: In den 76 Bäckereien und 114 Verkaufsfilialen in der Stadt und Region Hannover gab es im Herbst vergangenen Jahres noch 157 Auszubildende. Vor knapp zehn Jahren – im Herbst 2013 – waren es noch 298 Azubis in der Herstellung und im Verkauf von Backwaren. Die NGG Hannover beruft sich dabei auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.
Die Botschaft an die Bäckereien sei damit klar: "Die Bäckereien müssen ihre Ausbildung attraktiver machen – am Backofen genauso wie am Verkaufstresen. Und das geht vor allem auch übers Geld", sagt Lena Melcher. Sie fordert die Anhebung der Ausbildungsvergütung auf 850 Euro im ersten und auf 1.075 Euro pro Monat im dritten Ausbildungsjahr. In einem zweiten Schritt müssten Bäckerei-Azubis dann 950 Euro bekommen, wenn sie ihre Ausbildung anfangen. Im letzten Ausbildungsjahr will die NGG schließlich 1.100 Euro pro Monat für den Bäckerei-Nachwuchs erreichen. Zusätzlich fordert die NGG ein "Ausbildungs-Ticket" von 49 Euro, um die Azubis mobil zu machen.
Das sind zentrale Forderungen, die schon auf dem Tisch liegen. Sie sollten eigentlich bundesweit für das gesamte Bäckereihandwerk gelten. Dann haben die Arbeitgeber aber einen Rückzieher gemacht", so Lena Melcher. Die Verhandlungen zwischen der NGG und dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks über einen neuen bundesweiten Tarifvertrag für Auszubildende seien damit vorerst gescheitert. Es komme jetzt darauf an, dass das Bäckerhandwerk in Hannover Druck auf den eigenen Innungsverband mache.
"Andernfalls würde ich für 2030 keine Wette mehr auf das Sortiment und die Fülle an frischen Sonntagsbrötchen, die die Bäckereien heute noch bieten, mehr abschließen", sagt NGG-Geschäftsführerin Lena Melcher.