Da ist der Wurm drin!

Die Stiftung Menschen für Menschen setzt in Äthiopien auf ein ungewöhnliches Helferlein: den Kompostwurm.Foto: Stiftung Menschen für Menschen, Rainer Kwiotek

Folgendes Szenario kennt wohl jeder: Man probiert etwas aus, und nochmal, und wieder, aber es klappt einfach nicht. Da muss der Wurm drin sein. Dass der Wurm – oder besser: sehr viele Würmer – jedoch durchaus auch positive Wirkung erzielen können, zeigt aktuell die Stiftung Menschen für Menschen.

Die Organisation hat in Äthiopien ein Pilotprojekt zur Wurmkompostierung gestartet, das von der deutschen Bundesregierung durch die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) gefördert wird. Richtig gehört: Wurmkompostierung.

Um die Lebensbedingungen von Menschen im ländlichen Äthiopien, die häufig von spärlichen Ernten leben müssen, zu verbessern, kommen in den fünf Projektgebieten Ankober, Boreda, Illu Gelan, Nono Benja und Albuko ab sofort Kompostwürmer als effektive Helfer zum Einsatz. Die Würmer zersetzen organischen Abfall, produzieren reichhaltigen Humus und damit organischen Dünger und tragen auf diese Weise dazu bei, die Ernteerträge der Menschen vor Ort zu steigern.

In der Pilotphase sollen insgesamt 2.100 Familien in den fünf Projektregionen von Menschen für Menschen ein Training rund um Wurmkompostierung, Baumaterialien für Wurmbeete und natürlich die Würmer selbst erhalten.

Schritt 1: Der Bau der Wurmkiste

Im ersten Schritt lernen die Landwirtinnen und Landwirte von den Entwicklungsberaterinnen und -beratern von Menschen für Menschen eine 3×1 Meter große, umweltfreundliche Wurmkiste aus lokalen Materialien wie Eukalyptus oder Bambus zu bauen. Diese wird anschließend in Schichten mit biologischen Abfällen gefüllt. Als Starthilfe erhält jede Bäuerin und jeder Bauer zwei Kilogramm Kompostwürmer (Eisenia fetida). Das entspricht in etwa einer Menge von 3.000 Würmern.

Schritt 2: Das große Fressen

Sobald die Würmer in die Wurmkiste gegeben werden, beginnen sie, sich durch die Abfälle zu fressen. Sind letztere zersetzt, kriechen sie weiter und bewegen sich von einer Seite der Kiste zur anderen. Pro Tag kann der Kompostwurm bis zur Hälfte seines Eigengewichts verspeisen.

Schritt 3: Die Kontrolle der Wurmarbeit

Die Landwirtinnen und Landwirte kontrollieren regelmäßig den Fortschritt der Zersetzungsarbeit und durchmengen das Abfall-Humus-Gemisch mit den Händen. Wichtig ist, dass die Wurmkiste im Schatten steht und bei Bedarf nachgewässert wird.

Das Ziel: Bessere Ernten

Die Würmer fressen und zersetzen jedoch nicht nur biologische Abfälle, sondern produzieren beim Verdauen auch nährstoffreichen Humus. Bereits nach etwa 45 Tagen kann dieser als organischer Dünger eingesetzt werden und für steigende Ernteerträge sorgen. Gleichzeitig spart er den Landwirtinnen und Landwirten in Äthiopien die Ausgaben für teuren, chemischen Dünger.

Und weil der Wurm auch für Nachwuchs sorgt – bis zu 250 Würmchen pro Jahr – entstehen für die Landwirtinnen und Landwirte weitere Einnahmequellen durch den Verkauf der überschüssigen Würmer.

Auf dem heimischen Balkon: Kompost für Küchenabfälle

Für die Menschen in Äthiopien ist der Wurm daher eine echte Win-Win-Situation. Und auch in unseren Breiten ist der Kompostwurm zunehmend populär. Für Balkon- und Gartenbesitzer bietet er eine effiziente und umweltfreundliche Möglichkeit, organische Abfälle in Öko-Dünger umzuwandeln – und das auch bei begrenztem Platzangebot in städtischen Gebieten.

Im Vergleich zum herkömmlichen Komposthaufen sind Wurmkisten deutlich kleiner – und können damit auch auf Balkons, in kleineren Gärten oder sogar im Haus oder in der Wohnung für die Kompostierung von Küchenabfällen oder kleineren Mengen an Gartenabfällen eingesetzt werden. Zudem ist der Wurm-Humus deutlich nährstoffreicher als normaler Kompost. Seine Konzentration an Stickstoff, Phosphor, Kalium und weiteren Mikroelementen machen ihn zu einem wertvollen Dünger, der Pflanzen optimal versorgt. Darüber hinaus verbessert Wurm-Humus dank seiner feinen, lockeren Konsistenz die Struktur von Böden und fördert gesundes Wurzelwachstum.

Ein riesiger Pluspunkt ist zudem: Eine Wurmkiste zu bauen, ist kein Hexenwerk. Das Internet bietet zahlreiche Schritt-für-Schritt-Anleitungen. Und wer es noch einfacher haben möchte, kauft die Kiste in einem gut sortierten Gartenfachhandel oder einem Online-Shop. Auch die Kompostwürmer selbst können heute über spezialisierte Anbieter einfach online bestellt und per Post zugeschickt werden.