Brauchen wir mehr Handwerk in unseren Schulen?

Das kennen Sie bestimmt: Eine knarrende Holztür, die nicht mehr richtig schließt, weil die Scharniere locker sind. Früher hätte man einfach den Werkzeugkasten herausgeholt und das Problem gelöst. Heute hingegen suchen viele lieber nach einem Handwerker, statt selbst Hand anzulegen.

Dabei ist das Handwerk so wichtig. Es ist ein fester Bestandteil unserer Kultur und prägt unsere Gesellschaft auf vielfältige Weise. Doch mit unserer zwar notwendigen Digitalisierung des Schulsystems rückt die Handarbeit immer weiter ins Abseits. Doch warum ist das so?

Handwerk: Weit mehr als nur ein Beruf

Das Handwerk hat tiefe Wurzeln in unserer Kultur und formt die Identität vieler Regionen. Traditionelle Handwerkstechniken, wie die Kunst der Holzverarbeitung oder das Schmieden von Metallen, wurden über Jahrhunderte hinweg weitergegeben. Diese Fähigkeiten nicht nur zu bewahren, sondern auch an kommende Generationen weiterzugeben, ist entscheidend für unser kulturelles Erbe und Teil vieler regionaler Identitäten.

Doch das Handwerk ist nicht nur Tradition. Auch in der modernen, digitalen Welt bleibt es unverzichtbar. Ob bei der Installation von Solaranlagen oder dem Bau von nachhaltigen Gebäuden – handwerkliche Fähigkeiten sind gefragter denn je. Und sie schaffen gleichzeitig neue Berufsfelder, die sich an den Herausforderungen unserer Zeit orientieren.

Weitreichender Mangel an Fachkräften

Und trotz dieser Relevanz ist der Fachkräftemangel im Handwerk eines der drängendsten Probleme unserer Zeit. Aktuelle Statistiken zeigen, dass es in vielen handwerklichen Berufen immer weniger qualifizierte Nachwuchskräfte gibt. Im Jahr 2023 beispielsweise konnte gerade einmal nur jeder zweite Ausbildungsplatz besetzt werden. Dies betrifft besonders Berufe wie Elektriker, Installateure oder Schreiner.

Doch warum entscheiden sich so wenige junge Menschen für eine handwerkliche Ausbildung? Einer der Hauptgründe ist die geringere gesellschaftliche Wertschätzung gegenüber handwerklichen Berufen im Vergleich zu akademischen Laufbahnen. Viele Jugendliche erhalten zudem in der Schule kaum die Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu sammeln und ihr Interesse für das Handwerk zu entdecken.

Ist mehr Handwerk an Schulen die Lösung?

Wenn handwerkliche Themen wieder stärker in den Unterricht einfließen, profitieren nicht nur die Schüler, sondern auch die Gesellschaft. Derzeit haben viele Schulen nur sehr eingeschränkte Angebote im Bereich handwerklicher Bildung. Fächer wie Technik oder Werken sind oft Randfächer, wenn überhaupt angeboten, die nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen.

Dabei könnte mehr handwerkliche Bildung zahlreiche Vorteile mit sich bringen. Schüler würden wertvolle praktische Fähigkeiten erlernen und gleichzeitig ein tieferes Verständnis für Berufe im Handwerk entwickeln. Schüler könnten in Schulfächern wie Technik oder Werken lernen, wie man mit Werkzeugen wie einer Handkreissäge sicher umgeht und einfache Holz- oder sogar Metallarbeiten durchführt. Einfache Reparaturen, die einem auch im Alltag, selbst ohne den Wunsch beruflich ins Handwerk einzusteigen, unabhängiger machen. Maßnahmen wie die Einführung von Werkstätten, mehr Praktika oder enge Kooperationen mit Handwerksbetrieben wären dabei sinnvolle Ansätze – und der Zentralverband des Deutschen Handwerks hat genau solch ein Projekt letztes Jahr ins Leben gerufen.

Was sind die Anforderungen?

Natürlich bringt die stärkere Einbindung des Handwerks in den Schulalltag auch Herausforderungen mit sich. Eine der größten Fragen ist die Finanzierung. Viele Schulen kämpfen bereits jetzt mit knappen Budgets, und zusätzliche Werkstätten und Materialien kosten Geld. Hier könnten staatliche Förderungen und Partnerschaften mit der Wirtschaft eine Lösung bieten.

Ein weiteres Thema ist die Qualifizierung der Lehrkräfte. Viele Lehrer haben mittlerweile selbst nur wenig Erfahrung im Handwerk. Um sicherzustellen, dass Schüler von Fachleuten lernen, könnte man auf Kooperationen mit lokalen Handwerksbetrieben setzen. So könnten erfahrene Handwerker direkt in den Schulen ihr Wissen weitergeben.

Das Handwerk ist und bleibt ein zentraler Bestandteil unserer Gesellschaft. Um es auch für die nächsten Generationen lebendig zu halten, brauchen wir dringend mehr praktische Erfahrungen im Schulalltag. Nicht nur um handwerkliche Fähigkeiten zu entwickeln, sondern auch einen Einblick in Berufe erhalten, die sie vielleicht sonst nie in Betracht gezogen hätten.

In einer Zeit die immer digitaler wird müssen Schulen hier eine Schlüsselrolle spielen. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass das Handwerk einen festen Platz im Schulunterricht bekommt – für die Zukunft unserer Gesellschaft und für kommende Generationen.