„Immer mutige Leute am Wirken“: Burgwedel feiert 50 Jahre Gebiets- und Verwaltungsreform
1974 ist ein ganz besonderes Jahr: Helmut Schmidt wird Bundeskanzler, Deutschland Fußball-Weltmeister, in Wolfsburg läuft der erste VW Golf vom Band und im TV wird erstmals die Erfolgsserie Derrick ausgestrahlt. In Niedersachsen tritt die Gebiets- und Verwaltungsreform in Kraft – was sie den Menschen im Lande im Allgemeinen und in Burgwedel im Besonderen gebracht hat, darüber ist gestern ausgiebig gesprochen worden. Mit dem ersten Bürgermeister Burgwedels nach dem 1. März 1974, Dr. Karsten Hoppenstedt, und der Unternehmerin Marieluise Steinlen saßen zwei Zeitzeugen in der Gesprächsrunde, daneben standen Bürgermeisterin Ortrud Wendt und die erste Stadträtin Christiane Concilio Rede und Antwort. Zahlreiche Erinnerungen und Anekdoten machten vor den mehr als 100 Gästen die Runde. Moderiert wurde die Veranstaltung kurzweilig und launig vom Journalisten Jan Sedewieß. Mit der stellvertretenden Regionspräsidentin Michaela Michalowitz, Burgdorfs Bürgermeister Armin Pollehn und dem Regionspräsidenten a. D. sowie Landrat a. D. des damaligen Kreises Hannover, Dr. Michael Arndt, begrüßte die Bürgermeisterin drei Gäste besonders.
Dr. Karsten Hoppenstedt wird 1974 der erste – allerdings noch ehrenamtliche – Bürgermeister der Stadt Burgwedel. Der Christdemokrat besetzt dieses Amt bis 2005. Überdies ist er von 1981 an bis 1989 Landrat des Landkreises Hannover. "Burgdorf war vom 1. März 1974 an nicht mehr Kreisstadt", sagt Hoppenstedt. Es seien zu dieser Reform viele Fragen hochgekommen. "Wir haben damals alle an einem Strang gezogen", erinnert sich Hoppenstedt an die Anfänge des neuen, noch unbekannten Gebildes. "Wir haben die örtliche Struktur schnell hinbekommen und sind damit weitergekommen. Wir mussten viele Dinge gegen den Willen von Bürgerinitiativen durchsetzen."
Die 1905 gegründete Steinlen Elektromaschinenbau GmbH aus Ronnenberg-Empelde siedelt sich 1974 mit zunächst einem Zweigbetrieb in Großburgwedel an. 1978 folgt der komplette Umzug. Auf die Frage, was den Betrieb nach Großburgwedel geführt habe, sagte Hauptgesellschafterin Marieluise Steinlen: "Wir wohnten hier bereits, kannten die Stadt. Für uns warf sich die Frage auf: Wo können wir uns erweitern? "Wir haben uns für das Gewerbegebiet in Großburgwedel entschieden, und die Räume eines ehemaligen Autohauses bezogen." Ein dickes Lob richtet Marieluise Steinlen an die Stadtverwaltung: "Wir haben in den zurückliegenden Jahren viel gebaut, die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung war immer reibungslos."
"Hier in Burgwedel sind damals die richtigen Weichen gestellt worden", sagte Bürgermeisterin Ortrud Wendt. Doch welche Weichen müssen jetzt für die Zukunft gestellt werden? Es wird in der Gesprächsrunde betont, dass der Autobahnanschluss sehr wichtig für die Stadt war und ist. Nun gelte es, den Schienenverkehr nach Burgwedel zu holen. "Das bleibt unser Ziel, ist aber zur Zeit nicht in Reichweite", sagte Ortrud Wendt. Es sei ein dickes Brett zu bohren. Zudem sei das Schaffen von bezahlbarem Wohnraum sowie von Gewerbeflächen eine große Herausforderung.
Die Bürgermeisterin richtet den Appell an die Menschen der Stadt: "Wir müssen Mut zu Veränderungen zeigen. Hier waren immer mutige Leute am Wirken. Diesen Mut sollten wir kultivieren und zupacken, wenn sich etwas anbietet. Und Unbequemlichkeiten tapfer hinnehmen. "Die Zusammenarbeit der Politik mit der Stadtverwaltung biete eine gute Ausgangslage." Christiane Concilio betonte, "dass es hier in Burgwedel alle verstanden haben, ihre Identität zu erhalten.